Fidget – englisch für Unruhe/Zappelphilipp und to spin für wirbeln/kreiseln. Simone Birkel beschäftigt sich mit dem Hype um ein Handspielzeug und fragt nach Anknüpfungspunkten für die Schulpastoral.
Drei kleine Gewichte, die sich um ein Lager drehen – das unscheinbare Spielzeug eines Handkreisels, wie die Fidget-Spinner auch heißen, ist derzeit ein riesiger Hype bei Kindern und Jugendlichen. Manche Schulen wollen dieses Spielzeug aus dem Unterricht verbannen. Angeblich soll dieses Spielzeug aber gerade für Kinder und Jugendliche mit ADHS aufgrund der Eigendynamik förderlich sein.
Ist der Fidget-Spinner auch ein Anknüpfungspunkt für die Schulpastoral?
Die Schulpastoral nimmt die Lebenswelt aller an der Schule in den Blick und möchte daran mitwirken, dass schulischer Alltag als gelingendes Leben wahrgenommen wird. Deswegen ist zunächst ein genaues Hinschauen wichtig, was Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern beschäftigt. Was an diesem Trendspielzeug zieht Kinder und Jugendliche in den Bann? Wieso ist diese Faszination für Eltern und Lehrer*innen oft nicht nachvollziehbar?
Perspektiverweiterung durch Schulpastoral
Fakt ist, dass die Dynamik des Handkreisels durch das Verschwimmen der Farben, das Ausbalancieren und durch die evtl. vorhandenen LED-Lichteffekte einen Reiz auf Kinder und Jugendliche ausübt. Andere Dinge bleiben außen vor, selbst das Handy ist bei dem Spiel mit dem Handkreisel zweitrangig. Um diese Dynamik des Farbenspiels auslösen zu können, ist ein Impuls von außen notwendig, immer wieder neu muss der Spinner angetrieben werden.
Aus schulpastoraler Perspektive kann das Wahr- und Aufnehmen von dem, was Schüler*innen gerade beschäftigt immer wieder zur Herausforderung werden. Was steht hinter den Dingen? Theologisch betrachtet, könnte der Fidget-Spinner auch als Symbol für die christliche Trinität gesehen werden. 1 Drei gleiche Teile, die auf Bewegung hin angelegt sind und erst in der Bewegung zu einer Einheit verschmelzen? Ein Effekt der Beschäftigung mit dem Fidget-Spinner ist es, sich von dieser Dynamik in den Bann schlagen zu lassen und einen Moment Ruhe zu finden. Trifft das nicht auch für die Betrachtung (des dreifaltigen) Gottes zu? Zur Ruhe zu kommen und sich von der Dynamik des Geheimnisses Gottes faszinieren zu lassen? Zugegeben, diese Perspektive auf das christliche Geheimnis der Trinität ist sicherlich gewagt. Im schulischen Alltag kann aber dieser Blick auf einen Megatrend auch den Blick über den Gegenstand hinaus weiten und Anregungen geben, sich mit Dingen zu beschäftigen, die über die jeweilige materielle Welt hinausreichen.
Es entspricht dem Selbstverständnis von Schulpastoral, mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, was sie fasziniert und was das mit ihrem Leben, mit Gott und der Welt zu tun hat. Aber auch den Eltern und Lehrer*innen, die den Handkreisel als „Firlefanz“ abtun, kann die Schulpastoral eine Perspektivenerweiterung anbieten, verbunden mit der Einladung, den Mehrwert der Dinge im schulischen Alltag zu entdecken. So kann ein umstrittener Gegenstand wie ein Fidget-Spinner eine gemeinsame Suche auslösen, was im Leben über den schulischen Alltag hinaus wichtig sein kann. Damit wird etwas Bleibendes geschaffen, selbst wenn der Trend, wie prognostiziert wird, im nächsten Schuljahr schon wieder in Vergessenheit geraten sein wird.
Text und Bild: Dr. Simone Birkel, Lehrkraft für Jugend- und Schulpastoral an der Katholischen Universität Eichstätt.
- Vgl. dazu die Idee unter https://www.waz.de/staedte/bottrop/gott-und-der-fidget-spinner-id211014885.html. ↩