Dieser Artikel spricht mir aus dem Herzen. Seit den 1990er Jahren bin ich in einer mittlerweile aufgelösten Initiative für Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche aktiv gewesen. Oft habe ich aus meiner vielfältigen Erfahrung die Ansicht vertreten, dass die Spaltung der Kirche, die von vielen befürchtet wird, wann immer man/frau grundsätzliche Veränderungen in der römisch-katholischen Kirche fordert, längst da ist – hier als Verlust der kirchlichen Führung äußerst treffend beschrieben.
Es ist eine horizontale Kirchenspaltung der Basis von der Leitung und ihren Amtsträgern, die nun durch den Skandal sexualisierter Gewalt von Amtsträgern an Kindern noch beschleunigt wird. Mit der Trägheit dieser Kirche sowie der Reformresistenz und Undurchlässigkeit kirchlicher Strukturen für Veränderungsbewegungen von der Basis in die Leitung hinein haben auch wir in unserer Initiative reichlich Erfahrung sammeln können.
In diesem Artikel kommt zum Ausdruck, was ich selbst erlebt habe und, oft intuitiv, erkannt habe, auch was das Beharrungsvermögen der Laien in der Kirche betrifft. Das Verhältnis ist so ambivalent, dass es schwierig wird, für Reformen in dieser Kirche „auf die Barrikaden“ zu steigen, mal abgesehen davon, dass es für viele Menschen konkrete Abhängigkeiten gibt, die Kirche zu Sanktionen nützen kann – wie jetzt wieder die Verweigerung eines nihil obstat für Pater Wucherpfennig. Dies ist sicher auch ein Grund dafür, dass der Staat nicht mit letzter Konsequenz die Strafverfolgung in die Hand nimmt und dies weitgehend den Amtsträgern der Kirche überlässt.
Ich hoffe auf noch mehr solch guter Beiträge und werde sicher öfter auf Ihrer Seite unterwegs sein.
Susanne Mandelkow, Islamwissenschaftlerin, Ahlen