Angelica Hilsebein ist regelmäßige feinschwarz.net Leserin. Das Interview mit Samirah Kenawi stieß bei ihr auf Resonanz.
Als eine in Ostdeutschland sozialisierte Frau (Historikerin), die seit 13 Jahren in Westdeutschland lebt, kann ich aus eigener Erfahrung die letzten beiden Sätze Frau Kenawis nur bestätigen.
Letztlich geht es der DDR-Geschichte im Allgemeinen und der DDR-Frauengeschichte im Besonderen so wie mit anderen Themen, mit denen die (west-)deutsche Mehrheitsgesellschaft konfrontiert ist und von denen sie herausgefordert wird, wie z. B. ganz aktuell mit „Rechtsextremismus“, „Antisemitismus“ und „Rassismus“ (das gilt natürlich gleichermaßen für die Ostdeutschen). Viele wollen sich diesen Themen nicht stellen, weil sie unbequem sind, weil sie dazu zwingen könnten, sich mit der (eigenen) Geschichte, der (eigenen) Verantwortung, dem (eigenen) Handeln auseinanderzusetzen und weil es möglicherweise auch bedeutet, die Deutungshoheit über die Geschichte (hier: der Emanzipation), aber auch bestimmte Privilegien zu verlieren. Schließlich geht es um die Dominanz, um die angenommene, für selbstverständlich gehaltene und nicht angezweifelte Überlegenheit (des Westens), die dadurch in Frage gestellt werden.
Autorin: Angelica Hilsebein, Referat Christen und Muslime, Bistum Münster.