Lehramtskonforme Theologie hat noch andere Argumente gegen die Gleichstellung in der Kirche bereit, schreibt Daniel Kosch.
Der Blick über den Tellerrand der deutschsprachigen Theologie und Kirche ist wohltuend und hilfreich. Allerdings argumentiert die lehramtskonforme Theologie auch noch etwas anders: Sie beruft sich auf das „Wesen“ der Frau (so Franziskus in QA) und auf Jesus, der in anderen Bereichen Grenzen überschritten habe, aber in Sachen „Apostolat“ traditionsknoform nur Männer in den Blick nahm.
Diese beiden Argumente sind allerdings ebenfalls längst widerlegt: Das „ewig Weibliche“ als „essentialistische“ Männerphantasie und die Berufung auf den Zwölferkreis als „naturalistischer Trugschluss“ sowie durch Frauen in der Nachfolge Jesu, Maria von Magdala und Junia als Apostolinnen, sowie Frauen als Diakoninnen und Gemeindeleiterinnen. Hinzu kommt, dass die neutestamentlichen Modelle der Gemeindeleitung und die Tradition keineswegs eindeutig auf das drei-gliedrige Männeramt von Bischof, Priester und Diakon hinauslaufen.
Vielfalt und Rücksichtnahme auf kulturelle Kontexte und den Glaubenssinn des Gottesvolkes sind biblisch plausibler und würden dem päpstlichen Anliegen der „Freude am Evangelium“ dienen. Aber hier steht der „Papst“ dem Franziskus im Weg – und es fehlt an einer internationalen Allianz von Bischöfen, Seelsorger/innen und Theolog/innen, die entschieden und im von Papst Franziskus immer wieder eingeforderten „Freimut“ für eine grundlegende Revision und Öffnung des römisch-katholischen Amtsverständnisses und eine effektive „heilsame Dezentralisierung“ der Entscheidungen in solchen Fragen eintreten. Ich hoffe, dass der „synodale Weg“ (D) und der „gemeinsame Weg der Erneuerung“ (CH) Schritte in dieser Richtung anregen.
Daniel Kosch, Dr. theol., ist Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz.