Zu Hans-Joachim Sanders und Rainer Buchers Analyse der existentiellen Gefährdung der katholischen Kirche ein Leserbrief von Karl-Dieter Müller, Münster.
Ist die sog. Kirchenkrise also vor allem eine Krise der Leitung und deren Verhältnis zur Freiheits-Moderne ? Sind überhaupt grundlegende Reformen in der röm.-kath. Kirche möglich ohne eine Verfassungsreform des absolutistisch-monarchischen Systems, das sich so ja als göttlich begründet versteht – und dazu noch mit Unfehlbarkeitsanspruch? Was, wenn die Vorgaben der verfassten christlichen Kirchen nicht mehr nachvollziehbar, verständlich und glaubwürdig sind?
Die Relevanz des Glaubens beruht auf seiner Überzeugungskraft, Plausibilität im Leben der Menschen und auf der Vertrauens-/Glaubwürdigkeit von Personen. Zu unserem Leben gehört die Suche nach existentiell verlässlichen Wahrheiten, an denen wir uns orientieren, glauben können. Wie erfolgt solche Wahrheitsfindung in Glaubens- u. Strukturfragen? Hat das Lehramt die Wahrheit der Offenbarung sicher auf seiner Seite?
Oder muss man dieses lehramtliche Selbstbewusstsein für überzogen halten angesichts gravierender Fehlgriffe deren ja auch zeitbedingter Theologie u. Begrifflichkeit, der lange Schatten des 19. Jahrhunderts bis in das II. Vatikanische Konzil hinein!
Ist auch Theologie angefragt nach einem Konzept, das Wahrheit u. Pluralität sinnvoll zusammendenken kann; die Unverfügbarkeit Gottes denken und emotional annehmen zu können? Wie kann mensch heute – auch in einer katholischen (im Wortsinne!) Kirche als Widerschein des Evangeliums – Glauben und Gott-Suche leben; wie ist eine lebendige Christus-Beziehung möglich?
Danke, dass Sie solche Fragen in feinschwarz.net immer wieder anstoßen.
Karl-Dieter Müller, Münster
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