Der Beitrag von Paulina Pieper zu den Pfarreiratswahlen in Nordrhein-Westfalen hat Johannes Brockhaus zu einem Leserbrief herausgefordert.
In Reaktion auf den Artikel „Weil uns die Kirche (nicht) egal ist?“, verfasst von Paulina Pieper, möchte ich ein paar Anmerkungen zurückspiegeln, da ich mich über einige Aspekte sehr verwundert habe:
Der Slogan „Weil uns die Kirche nicht egal ist“ als Motto der Pfarreiratswahlen trifft in meinen Augen bei aller Beschränkung in der Kürze die Stimmung der Aktiven an der Basis in den Gemeinden ganz gut, ich habe den Satz allerdings auch immer beim „NICHT“ betont. Dann steht er für ein vielleicht etwas trotziges zur Kirche-als-Gemeinschaft-der-Christen-vor-Ort-Stehen, als Gemeinschaft derer, die sich ihren Glauben nicht von Teilen des Klerus (Woelki, Vorderholzer und Konsorten…) kaputt machen lassen wollen, sondern die Gemeinde/Kirche vor Ort weiter tragen, um auch andern Menschen ein positives Erleben des Christ-Seins zu ermöglichen. In meinen Augen muss man schon etwas krampfhaft nach Negativem suchen, um durch eine Betonung des „UNS“ im Slogan das Ganze als „öffentlich sichtbare Ausgrenzung gegenüber einem Außen“ zu verstehen, um das dann den Verantwortlichen vorzuwerfen. Nach meiner Auffassung passt der Slogan „Weil uns die Kirche nicht egal ist!“ selbst mit einer Betonung auf dem „UNS“, diesmal als die Laien-Christen an der Basis, auch hervorragend zur von mir deutlich unterstützten Bewegung Maria2.0, die so viel klare und wichtige Impulse für die dringend nötige Reform der Kirchenverfassung für die heutige Zeit gibt. Wäre uns Laien die Kirche egal, würden wir Woelki und Co. vieles (NICHT den Umgang mit der sexualisierten Gewalt durch Priester und andere kirchliche Mitarbeiter) durchgehen lassen, da uns der innerkirchliche Kram ja egal wäre.
Der zweite Aspekt das Artikels hat ein ähnliches Problem: da wird das Ergebnis einer Pfarreiratswahl in St. Mauritz, Münster, wo nur Männer gewählt wurden, betrachtet als das Beispiel für die „antifeministische Reformresillienz an der demokratischen Basis“, als grundsätzliches Problem einer „Haltung, die das Männliche als Phänotyp betrachtet“ und „dass Frauen … sich etwas nehmen müssen, das ihnen eigentlich nicht zusteht.“ Hätte die Autorin eine andere Pfarrei/Gemeinde in Münster, St. Liudger, genommen, wäre ihre Argumentation etwas schwieriger: Pfarreirat: 10 Frauen/ 7 Männer (inklusive der Hauptamtlichen), Gemeinderat der Teilgemeinde St Pantaleon: 9 Frauen/ 4 Männer. Den Vorstand des Pfarreirats bilden drei Frauen. Natürlich ist das auch nur ein Beispiel, aber dafür habe ich nicht lange gesucht, es sind einfach die Daten meiner Heimatgemeinde. Natürlich ist die Kirche in ihrer aktuellen Form, insbesondere in ihrer offiziellen Struktur, weit von einem christlichen und gesellschaftlichen Ideal entfernt, insbesondere was die Ausgrenzung von Frauen bei Weiheämtern angeht, aber auch Zölibat, Klerikalismus, Anerkennung vielfältiger sexueller Orientierung,…. Aber dennoch sollten die vielen Schritte in die richtige Richtung nicht verschwiegen oder gar schlechtgeredet werden, sie sind ein Zeichen der vielen Christen, die den Aufbruch in den aktuellen Möglichkeiten leben und versuchen, sich ihren Glauben und ihr Christ-Sein nicht von Gottes teilweise schlechtem Bodenpersonal kaputt machen zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen,
Johannes Brockhaus, Münster
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Weil uns die Kirche (nicht) egal ist? Zu den Pfarreiratswahlen in NRW