Mit dem Abfall verbindet man üblicherweise nichts Gutes. Bilder von stinkendem Müll, Abfalleimern oder vermüllter Natur kommen hoch. Abfall – das ist zunächst ein Thema für die Wirtschaft; für die Kommunen – aber auch für die Theologie?
Vor fast zwei Jahren haben sich die HerausgeberInnen der Reihe „Werkstatt Theologie“ (Ulrike Bechmann, Rainer Bucher, Rainer Krockauer, Johann Pock) anlässlich des zehnjährigen Reihenjubiläums an das Thema gewagt.
Herausgekommen sind Beiträge von 20 TheologInnen, die hier erstmals einen biblischen, religionswissenschaftlichen, pastoraltheologischen und sozialethischen Zugang zu einem Thema vorlegen, das im wahrsten Sinne des Wortes „zum Himmel stinkt“.
In den Blick genommen wird der alltägliche Müll als ökologisches Problem. Abfall und Müll sind aber auch ein sozialer Faktor, der Reiche und Arme voneinander trennt und gleichzeitig miteinander verbindet. Innerhalb einer Wegwerfkultur geht es dann um klimaethische Diskurse, um „Obsoleszenz“ und den Umgang mit dem Datenmüll, der über neue Medien produziert wird.
Auf einer mehr metaphorischen Ebene wird dann der Irrelevanz von Kirche oder von Beratungsprozessen nachgespürt. Die Behandlung von tot geborenen Kindern als „menschlicher Müll“, der Umgang mit dem eigenen Seelenmüll, die Wahrnehmung der „Müll-Menschen“ werden weiter ebenso thematisiert, wie die baulichen Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus, die als Gerümpel herumstehen, und Anstoß zur Entsorgung oder zur kritischen Erinnerung sind.