Heute ist nicht nur Mariä Empfängnis und der 2. Adventssonntag, sondern auch der Weltgedenktag für verstorbene Kinder. An diesem Tag, der immer am zweiten Sonntag im Dezember begangen wird, stellen Menschen, die ein Kind verloren haben, um 19:00 Uhr Ortszeit eine Kerze in ihr Fenster. Das Licht der Kerze soll sichtbar nach außen dringen und so im Zug durch die Zeitzonen ein Lichtermeer bilden – dieses Gedenken ist als Worldwide Candle Lighting bekannt. Melanie Wurzer schreibt über ihre Eindrücke von einer Kinder-Gedenkstätte. Dort sind Kinder, die vor der 40. Schwangerschaftswoche gestorben sind, beerdigt.
Regenprasseln.
Grau in grau.
Ein Herbst-Wintertag.
Am Friedhof.
Rhythmisches Klackern.
Ein Windrad.
Ganz bunt.
Bei den Kindergräbern berührt – Lächeln.
Ein Rosenbogen.
Eintritt in einen besonderen Ort.
Zwischen Himmel und Erde.
Zwischen Leben und Tod.
Bei den Kindergräbern berührt – Tränen.
Leben kurz wie ein Windhauch.
So viel Schmerz.
Seelen, die die Erde nur streiften.
So viel Sehnsucht.
Bei den Kindergräbern berührt – Trauer.
Und doch: bunt.
Dinge.
Kerzen.
Spielzeug.
Windräder.
Bei den Kindergräbern berührt – ein Hauch Freude.
Kleine Engel.
Unzählige Engel.
Schmetterlinge.
Sterne.
So viele Wünsche.
Bei den Kindergräbern berührt – Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Erinnerung.
Manchmal Glaube.
Öfter Hoffnung.
Aber immer bedingungslose Liebe.
Bei den Kindergräbern berührt – Liebe.
Advent. Bei den Kindergräbern.
Ankunft erwarten.
Liebe. Leben.
Geburt und doch Tod
Und dennoch Familie.
Weihnachten.
Bei den Kindergräbern berührt – Leben.
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Mag. Melanie Wurzer BA arbeitet derzeit als Universitäts-Assistentin an der Katholischen Privatuniversität Linz und zusätzlich als Pastoralassistentin in einem Einkaufscenter. Außerdem arbeitet sie an einer Promotion über „Artefakte auf Kindergräbern – ein möglicher Ausgangspunkt für eine Theologie der Dinge“ (Arbeitstitel).
Photo: Melanie Wurzer