Beginn der Bischofssynode in Rom. Die Themen sind brisant: persönlich und politisch. Wie geht die katholische Kirche mit ihren Kulturdifferenzen um?
Heute beginnt jene Bischofssynode in Rom, auf die viele warten, und die wohl tatsächlich darüber entscheiden wird, wie es mit der katholischen Kirche weitergeht. Es treffen im Vatikan Mentalitäten aufeinander, deren Konflikte auch außerhalb der katholischen Kirche große kulturelle und politische Sprengkraft besitzen.
Der brisante Ort der Geschlechterverhältnisse
Am Ort der Geschlechterverhältnisse schreiben sich kulturelle Differenzen gegenwärtig am persönlichsten und politischsten zugleich ein. Religiöser Fundamentalismus etwa ist immer auch strikter Patriarchalismus.
Wie die katholische Kirche diese Spannungen aushält und austrägt, bestimmt nicht nur, wie es in ihr zu- und weitergeht, und wie sie sich zu den Kulturen der Gegenwart stellt, sondern auch, ob sie ein Modell präsentieren kann, nicht-destruktiv mit solchen Kultur- und Mentalitätsdifferenzen umzugehen. Denn ob das in unserer globalisierten Zivilisation gelingt, ist keineswegs ausgemacht.
Kirche muss von der Biologie zum Glauben kommen: zum Glauben an eine gute Schöpfung.
Und worum geht es inhaltlich? Regina Ammicht Quinn wurde in einem Interview vor kurzem gefragt, welchen Schritt die katholische Kirche denn jetzt gehen müsse. Ihre Antwort: „Sie muss von der Biologie zum Glauben kommen: zum Glauben an eine gute Schöpfung. Das ist das Grundlegende. Sie muss einen positiven Zugang finden zu menschlichen Bedürfnissen, zum menschlichen Körper, zum menschlichen Begehren.“ 1
Helfen, die Liebe zu leben
Dann könnte sie, so ist zu ergänzen, auch viel wirkungsvoller tun, was sie zu tun hat: helfen, die Liebe an einem ihrer schönsten und gefährdetsten Orte zu leben, und dabei mit der schweren Einsicht zurecht zu kommen, dem anderen nie das geben zu können, was er verdient und was man sich von ihm paradoxerweise erhofft.
Und sie könnte dann auch das, wofür die Kirche traditionell steht, Treue, Kreativität und den Glauben an die Unverbrüchlichkeit von Gottes Liebe, in heutigen Zeiten und ihren Lebensformen entdecken.
Rainer Bucher
- Regina Ammicht Quinn: Mit der Biologie alleine kann man nicht argumentieren – Genderfragen und Sexualethik, in: Arnd Bünker, Hanspeter Schmitt (Hg.): Familienvielfalt in der katholischen Kirche. Geschichten und Reflexionen, Zürich 2015, 103 – 111. ↩