Der Text „Während“ (Birgit Mattausch) ist Monika Elsner so nah gegangen, dass sie eine Antwort, einen Gruß von der anderen Seite geschrieben hat.
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Eine Antwort und ein Gruß von der anderen Seite des Grabens:
Während ich noch nicht richtig verstanden hatte, was das alles bedeuten würde und noch traurig einen Kinderbibeltag absagte, hatten andere schon Andachten geschrieben, Vorschläge für Gottesdienste zeitgleich entwickelt, Gebete formuliert, Glocken läuten lassen, Ideen zusammengetragen.
Während andere daran arbeiteten, durfte ich mich bedienen, mitnehmen, was ich brauchen konnte, dankbar für Texte und Gestaltungen, für all die vielen Netzwerke, die sichtbar und für mich zur Rettung wurden, für manches tröstende Gebet.
Während andere schon längst Wege gebahnt hatten, musste ich lernen, Neues, Dinge, über die ich nie gedacht, von denen ich keine Ahnung hatte, verstehen, aufgreifen, umsetzen – immer schneller.
Während ich noch lernte und übte, kamen Schelte und hämische Kommentare – über das, was wir nicht können, über unsere Predigtversessenheit, über unser pastorales Denken, über die Unfähigkeit vor einer Kamera zu agieren.
Während die Lücke immer größer wurde, fand ich mich plötzlich zwischen allen Stühlen, zu schnell für die einen, zu lahm für die anderen, zu aufgeregt paddelnd oder zu abgetaucht, sich dankbar (ich sagte es schon) bedienend, aber ohne Mut, selbst etwas beizutragen.
Während andere begeistert von vielen Menschen in zoom-Gottesdiensten erzählten, wurden es bei mir immer weniger, kein Aufbruch, kein Schwung – wohl nicht geübt und gut genug
Während anderenorts offene Kirchen, liebevoll gestaltet, viele Menschen begrüßen, blieb es bei mir leer, all die wunderbaren Ideen, meine und die der anderen verhallten, keine Resonanz an meinem Ort.
Während andere Gemeinschaft fanden oder schon immer hatten in digitalen Orten, fand ich keinen Zugang, blieb fremd, fremder als in analogen Kirchen – hier nicht mehr und dort noch nicht.
Während andere klagten, dass alles nur noch online sei, konnte ich endlich dabei sein, bei Tagungen, Konferenzen, Fortbildungen. Der Spielraum war größer ohne die Wege an all die Orte. Und doch wäre ich euch gern direkt begegnet, etwas weniger untergegangen in den vielen Kacheln.
Während andere bedauern, dass das zu Ende gehen könnte, kann ich gar nicht mehr gehen, nur noch stehen und euch hinterher schauen, aussortiert, weil ich nicht schnell und nicht gut genug bin.
Während ich manchmal nicht mehr weiter konnte, gab es immer noch Texte, Ideen, Ratschläge, aber auch ehrliches Teilen und Mitteilen von Müdigkeit, von Einsamkeit und Hilfsbedürftigkeit. Da war ich dann plötzlich doch nicht allein – und dankbar für alles, was an verschiedenen Orten gedacht und weitergeschenkt wurde und für alles, was ich neu lernen durfte in dieser Zeit.
Nein, ich habe keinen Rat, ich weiß es nicht besser.
Aber wie gut, wenn ihr Besseres zu tun habt, Trampelpfade lauft und Wege anbahnt. Wir werden euch noch danken – ich tue es jetzt schon mal.
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Monika Elsner, Pfarrerin