Adventspoesie von Johann Pock. Teil 2: Gedanken zum „Riss im Himmel“ – ausgehend vom Lied „O Heiland reiß die Himmel auf“ und Jes 45,8.
Ein Riss geht
durch den Himmel
und verändert alles.
Der Liebe Gottes
wurde es dort zu eng
und sie durchbricht den Horizont
der Menschen.
Durch den Riss dringen
das Wort
der Gerechtigkeit und der Liebe
und der Geist
des Verzeihens und des Lebens.
Der Riss der Geburt
die Risse der Abschiede
und der Riss des Todes
führen durch Schmerzen
in neues Leben.
Der Riss im Himmel
bleibt geöffnet
wie der Riss
in der Seite
des Gekreuzigten.
Und so gelangen nun
auch des Menschen
Freuden, Hoffnungen und Nöte
durch den Riss
hinein in den geöffneten Himmel.
Sie verändern
den Unveränderlichen
und machen Gott
menschlich.
—
Anmerkung: Der Text nimmt Bezug auf Jes 45,8 – „Rorate caeli desuper et nubes pluant justum“ – „Tauet ihr Himmel von oben, ihr Wolken regnet den Gerechten herab.“ Das Kirchenlied „Oh Heiland reiß den Himmel auf“ wird Friedrich Spee zugeschrieben (Würzburg 1622).
Johann Pock ist Redaktionsmitglied von feinschwarz.net und Professor für Pastoraltheologie in Wien.
Beitragsbild: pixabay
Adventspoesie Teil 1: