Wer wissen will, wie Gott ist, muss auf Jesus sehen. Christlicher Glaube wagt einen neuen Blick: Die Herrlichkeit Gottes verbindet sich mit dem Stall von Bethlehem. Gerade da ist Gott zu finden. Von Walter Neunhoeffer.
Die Herrlichkeit soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des Herrn Mund hat‘s geredet. (Jesaja 40,5)
Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Johannes 1, 14)
Das Besondere unseres christlichen Bekenntnisses ist es, dass wir in Jesus Christus die Verheißungen Gottes verwirklicht sehen. Wir bekennen, dass sich Gott in Jesus Christus offenbart. Ja noch mehr: Wir feiern, dass Gott in diesem Jesus von Nazareth Mensch wird. Damit legt sich christlicher Glaube fest. Wer wissen will, wie Gott ist, muss auf Jesus sehen. Das heißt, niemand wird ausgegrenzt. Man darf auf Vergebung hoffen und Schuld hinter sich lassen. Vorurteile werden überwunden und Barmherzigkeit ist immer eine ernst zu nehmende Möglichkeit.
Das heißt, niemand wird ausgegrenzt.
Wer den Willen Gottes für diese Welt und für sein Leben erkennen will, muss auf diesen Jesus hören, der den Barmherzigen, den Sanftmütigen, den Friedensstiftern, denen, die reinen Herzens sind, und denen, die sich vom Weg der Gerechtigkeit nicht abbringen lassen, verheißt, auf dem richtigen Weg zu sein. „Wir sahen seine Herrlichkeit“, bekennt der Evangelist Johannes. Damit wagt christlicher Glaube einen neuen Blick, weil er die Herrlichkeit Gottes mit Jesus Christus verbindet. Das heißt dann konkret: Die Herrlichkeit Gottes verbindet sich mit dem Stall von Bethlehem, also mit dem Ort, der dafür steht, dass man eigentlich keinen Platz mehr hat und der Menschen sagt, dass sie eigentlich nicht wirklich dazu gehören. Gerade da ist Gott zu finden.
Die Herrlichkeit Gottes verbindet sich mit dem Stall von Bethlehem.
Die Herrlichkeit Gottes verbindet sich mit zweifelhaften Lebensverhältnissen, denn es ist nicht davon auszugehen, dass das Umfeld von Maria ihr die Jungfrauengeburt geglaubt und in Jesus wohl eher ein uneheliches Kind gesehen hat. Die Herrlichkeit Gottes verbindet sich mit Menschen, die auf der Flucht und Spielball willkürlicher Macht sind. Damals wie heute gibt es Machthaber, die bereit sind, über Leichen zu gehen, um ihre Macht zu sichern und schlagen deshalb Millionen von Menschen in die Flucht. In den Flüchtlingscamps dieser Welt ist Gott zu finden. Die Herrlichkeit Gottes wird sich dann sogar mit dem Kreuz verbinden. Gott hält Spott, Krankheit, Leid und Tod aus, weil er auch dann noch und dort noch von uns gefunden werden möchte.
Die Herrlichkeit Gottes wird sich dann sogar mit dem Kreuz verbinden.
Das christliche Bekenntnis ist schon ein starkes Bekenntnis, das sich auf die ganze andere Sicht auf die Welt einlässt. Diese andere Sicht tut der Welt gut und tut einem auch ganz persönlich gut.
So will ich diesen anderen Blick wagen. Wer weiß, wo wir ganz unverhofft die Herrlichkeit Gottes erkennen.
Einen gesegneten Tag wünscht der Walter Neunhoeffer
___
Text: Walter Neunhoeffer, Pfarrer der Kirchengemeinde St. Stephan Bamberg
Bild: Birgit Hoyer