Konsens auf dem Rücken der Nicht-zu-Wort-Gekommenen? Judith Gruber (New Orleans) zur aktuellen Debatte über Dissens innerhalb der Theologie und zwischen Theologie und Lehramt.
Dissens?! Ein Gedankenanstoß mit Jacques Rancière
„Unabhängige Theologie. Gefahr für Glaube und Kirche?“ – unter diesem Titel wird der Herder Verlag im Juli 2016 die Dokumentation einer Debatte publizieren, die sich im Anschluss an den Kongress „Das Konzil eröffnen“ (München, Dezember 2015) zwischen einer Reihe von Vertretern universitärer Theologie und einigen Ortsbischöfen entsponnen hatte.
„Unabhängige Theologie. Gefahr für Glaube und Kirche?“
Stein des Anstoßes war die „Schlusserklärung“, die im Zuge des Kongresses veröffentlicht wurde, in der die Unterzeichnenden unter Berufung auf die „Gewissensfreiheit“, die auch innerkirchlich Geltungsrecht habe, ein „wissenschaftliches Lehramt“ der Theologie einforderten, das neben und unabhängig vom „pastoralen“ Magisterium der Bischöfe stehen sollte.[1] In kritischen Reaktionen zu diesem Text skizzierten der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer und der Passauer Bischof Stefan Oster das bischöfliche Lehramt als Garant für Einheit und Wahrheitsfähigkeit des Glaubens, der gerade angesichts der disparaten Vielstimmigkeit akademischer Theologie[2] und des irritierenden Pluralismus an Weltanschauungen[3] unaufgebbar wäre, und eine spezifische, nämlich explizit kirchlich-spirituelle Theologie unaufgebbar mache. Die Theologen, die sich in dieser Debatte zu Wort meldeten, führten wiederum den Dienst ins Treffen, den die Theologie, gerade und nur wenn sie autonom und anschlussfähig an andere wissenschaftliche Diskurse agieren kann, für die Kirche leistet.[4]
Das Lehramt als „Garant der Einheit“ angesichts eines irritierenden weltanschaulichen Pluralismus?
Diese Diskussion um die Rolle der Theologie in der Kirche ist nicht neu.[5] Als ein diskursprägendes Moment in dieser Debatte erwies sich der Konflikt um Humanae Vitae, der mit dem orchestrierten Einspruch einer Gruppe US-amerikanischer Theologen um Charles Curran seinen Anfang nahm und ein jahrzehntelanges Ringen um eine Verhältnisbestimmung von hierarchischem Lehramt und wissenschaftlicher Theologie unter asymmetrischen Machtverhältnissen nach sich zog. Zum einen wurde einer Reihe von Dokumenten unterschiedlicher lehramtlicher Autorität veröffentlicht, die einer Autonomie der Theologie Restriktionen entgegensetzen, und es kam zu einem Anstieg an Investigationen und Notifikationen von TheologInnen durch die Glaubenskongregation und die Glaubenskommissionen nationaler Bischofskonferenzen.[6] Zum anderen deckten theologische Studien die Kontingenz des gegenwärtigen katholischen Verständnisses lehramtlicher Autorität auf. Und sie suchten diese Ergebnisse für ihre Neubestimmung fruchtbar zu machen: entgegen der neuscholastischen Zuspitzung auf Assensus als Prinzip katholischen Glaubens wird im Rückgriff auf die theologischen Umstellungen des Zweiten Vatikanums die kriteriologische Relevanz des Consensus der Gesamtkirche zur Feststellung von Rechtgläubigkeit in Anschlag gebracht, und so die strikte Trennung zwischen einer ‚lehrenden‘ und einer ‚hörenden‘ Kirche problematisiert.
Neuscholastischer Assensus, Konsens oder doch lieber Dissens?
Die Debatte um das Verhältnis von Lehramt und Theologie wirft so tiefschürfende glaubenstheoretische und ekklesiologische Fragestellungen auf – und im zentralen theologischen Punkt treffen sich die beiden Fronten in der Diskussion: Assensus bzw. Konsens zielen auf die Einheit der Kirche ab, die sie zum Sakrament der Selbstoffenbarung Gottes in der Welt werden lässt. Vor diesem theologischen Horizont geht es um die Auslotung der Möglichkeiten und Grenzen von Dissens in der Kirche. Mit ihrem Fokus auf die Autonomie der Theologie fügt sich die aktuelle Diskussion im deutschsprachigen Raum nahtlos in diese Debatte ein; auch sie stellt die Frage nach legitimem Dissens von etablierter kirchlicher Autorität – doch kann mit dieser Problemkonstellation überhaupt der heiße Punkt, der erkenntnistheologisch auf dem Spiel steht, getroffen werden?
Assensus und Konsens zielen auf die Einheit der Kirche ab – gibt es legitimen Dissens?
Zwei leise Einsprüche geben zu denken. Sie haben sich von den fast unhörbaren Rändern der dominierenden Diskurse am Münchner Kongress und der Herder-Publikation zu Wort gemeldet. Zum einen: In einem Kommentar, in dem sie auf die Facebook-Ankündigung der bevorstehenden Veröffentlichung des „Theologie/Lehramt“-Bandes reagierte, merkte Anja Middelbeck-Varwick an, dass unter den Beitragenden keine Frauen zu finden sind. Die sich im Anschluss entwickelnde kurze Kommentar-Diskussion thematisierte die Einladungspolitik zu dieser Veröffentlichung: herrscht ein stillschweigender Konsens darüber, welche Akteure zu den theologischen Debatten um Dissens (und damit um Lehrautorität) in der Kirche beitragen können?[7] Zum anderen: in einem auf feinschwarz.net veröffentlichten Rückblick auf den Kongress in München[8] drücken die zwei jungen Theologinnen Monika Kling und Agnes Slunitschek ihre Enttäuschung darüber aus, wie wenig er zu den drängenden Zeichen unserer Zeit Stellung nahm – und das trotz seines programmatischen Anspruchs, ein „Aggiornamento des Aggiornamento“ sein zu wollen.
Beobachtung: Ausschluss der Frauen und fehlender Bezug auf die Zeichen der Zeit
Gerade die Konzentration auf die Verhältnisbestimmung von Lehramt und Theologie ließ wenig Raum für eine gemeinschaftliche und/oder konfliktive Suche nach theologischen Reorientierungen 50 Jahre nach dem Konzil. So erlebten die beiden Autorinnen den Kongress v.a. als eine „Selbstvergewisserung“ der etablierten „deutschen römisch-katholischen Theologie“, die sie als Ausschlussmechanismus auch am eigenen Leib erfuhren. Entgegen der Ankündigung des Organisationskomittees blieb kaum Zeit für eine Projektvorstellung von NachwuchswissenschaftlerInnen. Der Kongress verschloss sich so der riskanten Chance, sich anderen, neuen Fragestellungen auszusetzen – ein Prozedere, das sich auch im inhaltlichen Ergebnis niederschlug: „Die Entwicklung konkreter Visionen, wie … die große Mehrheit der nicht Gehörten in der Kirche eingebunden … oder als eigener Erkenntnisort der Theologie ernst genommen werden können, erfolgte nur am Rande.“
„Die Entwicklung konkreter Visionen, wie die Mehrheit der nicht Gehörten in der Kirche eingebunden oder als Erkenntnisort der Theologie ernst genommen werden können, erfolgte nur am Rande.“
Im Folgenden will ich auf politische Gedanken von Jacques Rancière zurückgreifen, um diese kritischen Randnotizen in ihrer erkenntnistheologischen und ekklesiologischen Brisanz zu erfassen. Rancière spannt seine Überlegungen mit den Begriffspaaren „la police – la politique“ und „consensus – dissensus“ auf. Grundlage für ein Verständnis dieser Begriffe ist Rancières Rede von „le partage de sensible“ als der spezifischen Art und Weise, wie eine Gemeinschaft Sinnliches und Sinn-Machendes arrangiert und so politische und soziale Ordnung stiftet. Für Rancière greifen Politik und Ästhetik in der Konstitution der „Welt“ einer Gemeinschaft ineinander: die „Aufteilung des Sensiblen“ in einer Gemeinschaft ist die Ordnung dessen, was für sie sichtbar und sagbar ist. „Aufteilung“ ist dabei in einem doppelten Sinn zu verstehen: „auf der einen Seite als das, was trennt und ausschließt; auf der anderen Seite als das, was teilnehmen lässt. … [Es ist die] Verteilung der einzelnen Teile im Augenschein der sichtbaren Welt“[9]. Und immer wieder ruft Rancière ins Gedächtnis, dass es in jeder Gemeinschaft jene gibt, die keinen Anteil / keine Teilhabe an dieser Aufteilung haben. Dieser Anteil an Ausgeschlossenen – an jenen, die nicht zählen und die nicht ‚dazu’gerechnet werden, jene, die unsichtbar sind und deshalb nichts zu sagen haben – ist „le part des sans-part“.
„Aufteilung des Sensiblen“: Entscheidung über die Sichtbarkeit – und über den Ausschluss von der Wahrnehmung
La police und la politique sind nun zwei unterschiedliche Arten, diese Aufteilung des Sensiblen vorzunehmen: „Tatsächlich gibt es zwei Arten, die Teile der Gemeinschaft zu zählen. Die erste kennt nur reale Teile, die tatsächlichen Gruppen …, die den Sozialkörper konstituieren. Die zweite benennt darüber hinaus … einen Teil der Anteilslosen, der die gängige Berechnung in ihrer Gesamtheit stört. Ich schlage vor, die erste Polizei, die zweite Politik zu nennen.“[10] Während la police eine totalitäre Ordnung ist, die all jene (und nur jene) Parteien, die Anteil an der Gemeinschafts(konstitution) haben, erfasst, lässt la politique eine Leerstelle frei für die, die von Anteilhabe ausgeschlossen sind. La politique führt damit eine andere „Aufteilung des Sensiblen“ ins Treffen, die die ‚normale‘ Ordnung der Polizei unterbricht und ihre „Aufteilung des … Sichtbaren und Unsichtbaren, des Hörbaren und Nicht-Hörbaren in Frage stellt“[11] – und dieser Clash zweier ‚Welten‘ ist Dissensus im Sinne Rancières.[12]
Eine Leerstelle freilassen für die, die von Anteilhabe ausgeschlossen sind
Dissens ist damit nicht einfach eine „confrontation between interests or opinions“[13], die durch Verhandlung zu lösen wäre. Diese Logik des (anzustrebenden) Konsensus schreibt Rancière der Ordnung der Polizei zu, die alles daransetzt, ihre Unterbrechung durch la politique zu nivellieren und ihre beunruhigende Leerstelle zu schließen: Die Logik des Konsens „bestimmt … das Prinzip des Dissenses der Politik als ein Prinzip der Halluzination: das Aufrechnen der Unberechneten. Und sie setzt ihr … [das] polizeiliche Prinzip entgegen: die Ablehnung jedes Zusatzes zur Aufrechnung der Teile des Sozialen. Der Konsens setzt eine völlige Objektivierung der anwesenden [und] zu verteilenden Teile und die Bedingungen der Möglichkeit dieser Verteilung voraus. Und diese Objektivierung setzt ihrerseits eine andere voraus: die Homogenität der Wahrnehmungsgegebenheiten, unter Ausschluss jeder strittigen Gegebenheit.
Konsens setzt eine völlige Objektivierung voraus, die ihrerseits die Homogenität – unter Ausschluss jeder strittigen Gegebenheit – voraussetzt.
Der Konsens ist ein System der Wahrnehmung, das nur das sieht, ‚was es gibt‘.“[14] Während Konsensus abzielt auf die Beilegung eines Interessenskonflikts innerhalb einer Gemeinschaft, die eine gemeinsame „Aufteilung des Sensiblen“ teilt, setzt Dissens eine Stufe vorher an: er ist eine Auseinandersetzung darüber, „was man sieht und was man darüber sagen kann“ und „wer fähig ist, etwas zu sehen und wer qualifiziert ist, etwas zu sagen“[15].
Dissens ist eine Auseinandersetzung darüber, „was man sieht und was man darüber sagen kann“ und „wer fähig ist, etwas zu sehen und wer qualifiziert ist, etwas zu sagen.“
Mit diesen Gedanken Rancières können wir noch einmal einen anderen Blick auf die Lehramts-/Theologie-Debatte werfen: Auch wenn sie die Autonomie der Theologie und damit die prinzipielle Möglichkeit eines Widerspruchs zu lehramtlichen Äußerungen der Kirche zum Thema hat, ereignet sich erst in den leisen Randbemerkungen der drei Theologinnen ein Dissens im Sinne Rancières. Sie verweisen auf die, die in dieser Debatte bisher nicht gehört wurden und nichts zu sagen gehabt haben; sie bringen damit eine andere Aufteilung des Sensiblen ins Spiel, die jene sichtbar macht, die ohne Anteil und Teilhabe im Ringen um Lehrautorität in der Kirche sind. So wird eine Leerstelle freigelegt, die in der Debatte bisher verschwiegen wurde. Durch den Hinweis auf den „part des sans-parts“ in diesem Diskurs entpuppt sich der Streit um legitimen Dissens als ein Konsensus im Sinne Rancières: er wird lesbar als ein Interessenskonflikt zwischen Parteien, die an der gleichen Aufteilung des Sicht- und Sagbaren in der Kirche partizipieren, ohne jene in Betracht zu ziehen, die (bis jetzt) keine Teilhabe an dieser Aufteilung beanspruchen konnten. Ist jedoch erst einmal ihr konsensueller Charakter freigelegt, wird auch deutlich, dass die Frage nach legitimem Dissens etablierte Autoritäts- und Machtstrukturen nicht erschüttert, sondern regeneriert: sie imaginiert keine neue Aufteilung des Sensiblen, sondern erschöpft sich in Verteilungskämpfen um das, was in der Kirche schon sicht- und sagbar ist.
Die Frage nach legitimem Dissens erschüttert nicht etablierte Machtstrukturen, sondern regeneriert sie.
Doch wenn wir, wie die drei Theologinnen, beginnen, die Frage anders zu stellen – nämlich: Wo ist der „part des sans-part“ in der kirchlichen Aufteilung des Sicht- und Sagbaren? Wer wird als (nicht) fähig betrachtet, etwas zu sehen, und wer wird als (nicht) qualifiziert eingeschätzt, etwas zu sagen? Dann wird sich ein echter Dissens ereignen, der eine andere Art von Kirchlichkeit eröffnet: Diese Fragen nach den Ausgeschlossenen werden das Volk Gottes demokratischer machen – nicht in dem Sinne, vor dem Papst Benedikt und Papst Franziskus gewarnt haben, wenn sie betonen, dass der (con)sensus fidelium nicht mit der soziologisch feststellbaren Mehrheitsmeinung verwechselt werden kann,[16] sondern im Sinne Rancières, der Demokratie als die Autorität der ‚anarithmoi‘[17] (re)definiert: „Der Demos, das sind nicht der Pöbel oder die Armen. Sondern er ist die Bezeichnung derer, die, wörtlich verstanden, nichts sind oder haben, … die nichts zählen und die kein Recht haben, gezählt zu werden.“[18] Ein Blick auf Mt 25 zeigt, dass dieser Demokratisierung der Kirche auch neutestamentlich Autorität verliehen wird – der Aufmerksamkeit auf jene, die nichts zählen, wird hier höchstes erkenntnistheologisches Gewicht zugeschrieben: wenn die Kirche jene zu sehen beginnt, die in der ‚normalen‘ Ordnung als unsichtbar gelten, wird ihr Christus sichtbar.
Dissens aushalten, um das Volk Gottes demokratischer zu machen
Die vielen Gesichter, die Mt 25 dem „part des sans-part“ verleiht (von den Hungrigen hin zu den Gefangenen), deuten auf die Vielschichtigkeit der Ausblendungsprozesse hin, die die Kirche überwinden muss (sowohl außerhalb als auch innerhalb ihrer Grenzen), um Christus immer wieder neu zu erkennen. Der Dissens, der sich in diesem Einbruch jener, die nicht gesehen werden und nichts zu sagen haben, ereignet, ist die schriftlich approbierte theologische Wissensform – in (diesem) Dissens ereignet sich die Christuserkenntnis, um die es der Kirche zu gehen hat.
Dissens als Einbruch jener, die nicht gesehen werden und nichts zu sagen haben, ist die schriftlich approbierte theologische Wissensform, um die es der Kirche zu gehen hat.
(Bild: Lichtkunst.73 / pixelio.de)
[1] http://www.xn--das-konzil-erffnen-p3b.de/schlusserklaerung
[2] https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=1684964728440013&id=1399859893617166
[3] http://www.bistum-regensburg.de/news/bemerkungen-von-bischof-rudolf-voderholzer-zur-schlusserklaerung-des-internationalen-kongresses-das-konzil-eroeffnen-vom-8-dezember-2015-4355/
[4] http://www.christundwelt.de/detail/artikel/sind-die-gedanken-frei/
[5] Rainer Buchers Beitrag zum Herder-Band wird, wie in der Einleitung zu lesen ist, sogar argumentieren, dass sie überholt ist, da „‚die kirchliche Basis‘ … heute genauso wenig bereit [sei], die ‚Einsichtsappelle‘ der akademischen Theologie zu akzeptieren, wie die ‚Gehorsamsappelle‘ des Lehramts“. Benjamin Leven (Hg.). Unabhängige Theologie. Gefahr für Glaube und Kirche? Herder 2016. 18.
Die Einleitung wurde mir dankenswerterweise vom Herausgeber Benjamin Leven schon vor Drucklegung des Buches zur Verfügung gestellt.
[6] Vgl. zu einer Dokumentation jüngerer Fälle Bradford Hinze, „A Decade of Disciplining Theologians“, in: Richard Gaillardetz (Hg.). When the Magisterium Intervenes. The Magisterium and Theologians in Today’s Church. Liturgical Press 2012.
[7] Vgl. dazu aber die AutorInnenliste zu einem anderen, vor kurzem veröffentlichen Band zum Thema: Söding, Thomas (Hg.). Die Rolle der Theologie in der Kirche. Die Debatte über das Dokument der Theologenkommission. Herder 2015.
[8] https://www.feinschwarz.net/angeregt-blitzlichter-zweier-nachwuchstheologinnen-auf-die-tagung-das-konzil-eroeffnen/
[9] Jacques Rancière. „Konsens, Dissens, Gewalt“. In: Mihran Dabag et al. Gewalt. Strukturen, Formen, Repräsentationen. Schöningh 2000. 97-129. Hier 99f.
[10] Rancière, „Konsens, Dissens, Gewalt“, 106.
[11] https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/glucksfall-politik
[12] Police und politique sind also nicht als binäre Oppositionen zu denken, vielmehr ereignet sich la politique (immer wieder), dann wenn sie mit ihrem dissensus die Ordnung der Polizei unterbricht – es geht Rancière nicht darum, la police durch la politique zu ersetzen, sondern sie als kritisches Moment in der ‚normalen‘ Ordnung der Polizei offenzuhalten. Politik ist für Rancière damit keine Dauerinstitution, sondern „eine zufällige, lokale und prekäre Aktivität, die immer kurz vor ihrem Verschwinden steht. Und folglich vielleicht auch vor ihrem Wiederauftauchen.“ Rancière, Jacques: » Überlegungen zur Frage, was heute Politik heißt «. In: Dialektik. Zeitschrift für Kulturphilosophie 1 (2003), 113 – 122.
[13] Jacque Rancière. „Ten Theses on Politics“. In: Ders. Dissensus. On Politics and Aesthetics. Bloomsbury 2010. 27-44. Hier 38.
[14] Rancière, „Konsens, Dissens, Gewalt“, 109.
[15] Jacque Rancière. Die Aufteilung des Sinnlichen. Die Politik der Kunst und ihre Paradoxien. B_books 2006. 26.
[16] http://w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2013/december/documents/papa-francesco_20131206_commissione-teologica.html
[17] Vgl. Rancière. „Ten Theses on Politics“, 32.
[18] Rancière, „Konsens, Dissens, Gewalt“, 103.