Die neue bayerische Landesregierung irritiert nicht nur mit einer härteren Gangart in der Geflüchtetenpolitik, sondern auch mit der neuen Pflicht, in behördlichen Räumen Kreuze aufzuhängen. Christian Bauer erinnert in diesem Zusammenhang an den ersten Hirtenbrief von Kardinal Döpfner aus dem Jahr 1948.
Der neue bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellt seinen christlichen Glauben gerne ins Schaufenster der Politik. Vielleicht sollte er sich nicht nur ostentativ eine Bibel auf den Schreibtisch legen, sondern auch einmal den ersten Hirtenbrief des aus Unterfranken stammenden späteren Münchner Erzbischofs und Konzilsmoderators Kardinal Julius Döpfner (Bischofsmotto: Praedicamus crucifixum) nachlesen. Dort heißt es im Pathos der unmittelbaren Nachkriegszeit:
„Die Liebe des Gekreuzigten drängt uns auch zur helfenden [Schwester- und] Bruderliebe. […] Ohne den Geist echter Liebe sind alle Maßnahmen des Staates und der Kirche nutzlos. Ohne wahres Verstehen und selbstloses Helfen im Kleinen und Großen wird die Flüchtlingsfrage eine lebensgefährliche Wunde für alle, die von gewissenlosen Hetzern bewusst verschlimmert wird. Um des Gekreuzigten willen beschwöre ich Euch: Lasst den Herrn in den notleidenden [Schwestern und] Brüdern nicht vergeblich rufen. Sonst entfernt das Kreuz von allen Wänden, holt es von allen Türmen; denn es ruft das Gericht über ein Land, das sich christlich nennt und das Gesetz der Selbstsucht und des Hasses erfüllt.“
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Christian Bauer ist Professor für Pastoraltheologie in Innsbruck und Mitglied der Redaktion von Feinschwarz.
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