Kultur und kulturelle Werke greifen auf die „Archive der Religion“ zurück. Aktuell überträgt das Deutsche Theater in Berlin Begriffe und Formulierungen aus christlichen Archiven auf Plakate – und provoziert neue Assoziationen und Deutungseinladungen. (Arnd Bünker)
Das Deutsche Theater in Berlin hat Erfolg mit seinen Plakaten. Die Plakatserie von 2014 hat es zum Preisrang von „100 Beste Plakate“ geschafft. Die Plakate machen keine Werbung für einzelne Theaterproduktionen, sie schaffen Aufmerksamkeit für das Deutsche Theater, sie dokumentieren einen Anspruch und bewerben kein einzelnes Produkt.
Die abgebildeten Plakate von 2015 sind mir zufällig in Berlin aufgefallen, als sie mich beim Vorbeigehen irritierten. Hier passte etwas nicht zusammen, jedenfalls nicht sofort – und noch immer ist das Ende der Irritationen und der anschliessenden Assoziationskette nicht erreicht.
Die Plakate erzeugen eine unmittelbare und unvermittelte Aktualität biblischer Formulierungen. Dabei durchbrechen sie die gewohnte Sprecherzuweisung (kein Jesus weit und breit) und zwingen zu einer persönlichen Auseinandersetzung, mindestens zu einer Klärung der eigenen Rolle. „Ich“ wird dabei zu einem riskanten Wort – und jede Ausflucht in einen „Himmel“ scheint sinnlos. Oder ist doch alles ganz anders? Schauen und assoziieren.
(Arnd Bünker; Fotos: Arnd Bünker)