Sonntags heben wir auf feinschwarz.net immer noch einmal Texte aus den letzten Jahren in erneute Aufmerksamkeit. In anderen Zeiten wieder gelesen, lösen sie manchmal auch neue Reaktionen aus. Stefan Vesper mit einer interessanten Beobachtung in Bezug auf das Berliner Gutachten zum Missbrauch, ausgelöst durch einen Text zur Beichte von Sabine Demel.
Danke für den Artikel zur Beichte – gegen den Trend, und ein sehr wichtiger, lesenswerter Beitrag. Meine Anmerkung soll nichts von dieser Würdigung nehmen, sondern eher noch betonen, wie wichtig es ist, eine neue theologische Selbstvergewisserung über das Sakrament der Beichte zu finden.
Das Berliner Gutachten in Sachen Missbrauch enthält eine Stelle, die überhaupt nicht wahrgenommen wird, jedenfalls ist sie meiner Meinung nach bisher mehr oder weniger untergegangen.
Die Ziffer 1947 sagt: „Dass überhaupt – wie den untersuchten Akten verschiedentlich zu entnehmen – Kinder und Jugendliche von Erwachsenen im Rahmen der Beichtvorbereitung oder gar der Beichte selbst auf Fragen der „Keuschheit“ und auf ihre eigene Sexualität angesprochen und befragt werden, stellt nach unserer Auffassung in jedem Fall einen nicht tolerierbaren Übergriff dar.“
Das wäre ja ein großer Sprengstoff, auch weltkirchlich. Die ganze Befragung und die vielfache Verengung auf das 6. Gebot ist „ein nicht tolerierbarer Übergriff“.
Es verwundert aber auch, dass diese Erkenntnis aus Ziffer 1947 weiter unten in den Ziffern 1982-1984, wo es um „Kommunionunterricht und Firmkatechese verbessern“ geht, gar nicht mehr aufgenommen wird! Es ist höchstens indirekt und verklausuliert darin vorhanden.
Hilft es, wenn die Pastoraltheologinnen und Pastoraltheologen und die Praktikerinnen und Praktiker in den Gemeinden sagen: „Das wird alles sowieso nicht mehr so gemacht wie früher?“ Ich weiss es nicht. Um so wichtiger ist der Artikel von Frau Demel.
Dr. Stefan Vesper
Die Beichte macht’s möglich: Gott und sich selbst neu vertrauen können