Danke für den Artikel zum „Missbrauch von Nonnen durch Priester“ (24.4.2019) von Isabelle Jonveaux.
Es ist sehr wichtig, dass wir uns als Kirche und als Ordensgemeinschaften, besonders als Männergemeinschaften, diesem äußerst schwerwiegenden Problem offen zu widmen vermögen. Dieser Missbrauch trifft das Herz unserer Ordensberufung. Er muss entschieden öffentlich gemacht werden und es muss eine klare Haltung der Verhinderung angestrebt werden.
Wesentliches Element des Priesterseins ist eine tiefe und demütige Achtung gegenüber jedem Menschen und nicht eine Ausübung von Macht. Gerade Ordensschwestern sollen nicht Dienerinnen sein, sondern in ihrer eigenen Berufung geschätzt werden. Priester müssten Diener sein und werden und alle mögliche Macht in den Dienst Jesu zurückführen. Hier müssten wir unbedingt die eigene Spiritualität tiefer entdecken und Machtgefälle achtsam zu überbrücken lernen.
Grund der sehr starken Abnahme der Berufungen in Frauengemeinschaften ist aber vermutlich die soziologische Änderung unserer Gesellschaft. Bis zum 19. Jahrhundert gab es in Europa etwa gleich viele Ordensschwestern wie Ordensbrüder, dann verdreifachte sich die Zahl der Ordensschwestern gegenüber den Ordensbrüdern. Jetzt gehen wir vermutlich wieder auf die etwa gleiche Zahl von Brüdern und Schwestern gegen Mitte des 21. Jahrhunderts zu. Die genauen Gründe dafür wären in Europa noch zu untersuchen.
Br. Dr. Paul Zahner OFM
Zürich