Sehr geehrte Frau ‚Survivante‘!
Durch Zufall bin ich auf Ihren Leserinbrief an die Bischöfe gestoßen. Beim ersten Lesen ist mir zunächst die von Ihnen aufgestellte Alternative von ‚verletzlicher und verletzender Kirche‘ aufgefallen. Was nützt ein solches Schwarz-weiß-Denken? Als gäbe es nicht eine Vielfalt an Kirchenformen.
Sie fordern eine „Kirche, die Verletzlichkeit wagt und nicht den institutionellen Selbstschutz“: Ist das nicht geschehen, z.B. indem die Missbrauchsstudie erstellt wurde?
Sie verweisen auf „missbrauchsgenerative Strukturen“, da fehlt mir der Hinweis auf die persönliche Verantwortung der Täter.
Sie klagen an, dass Kirche keine Verantwortung übernehme und nicht die befreiende Kraft des Schuldbekenntnisses entdecke. Sind Ihnen die vielfachen Schuldeingeständnisse durch Päpste und Bischöfe unbekannt?
Ferner: Können Frauen nur als Geweihte ihre Charismen und Berufungen ‚ausleben‘?
Ihr Forderungen nach einer Caritas, die sich verletzlich und offen zeigt für eine Vulnerabilität anderer, lässt mich ratlos zurück bei dem vielfältigen Einsatz vieler Gläubige für Schwache, Verletzte und Ausgegrenzte.
Entschuldigen Sie: Sie haben ein einseitiges Bild von Kirche. Natürlich ist die Kirche nicht perfekt und sündlos, das beginnt schon mit dem Verrat des Judas oder auch von Petrus. Aber das Bild, dass Sie von der Kirche zeichnen, ist ein Zerrbild, dem Sie ein eher romantisches Kirchenbild entgegensetzen.
Ihre Erwartung an die Bischöfe: Es liegt „besonders in Ihren Händen, was die Zukunft bringen wird“, beziehen Sie doch ruhig auf sich: Übernehmen Sie Verantwortung in der Gemeinde (Pfarrgemeinderat, Katechese, Lektorenamt ect.) und üben Sie die Caritas, die Sie von der Kirche einfordern. Entlasten Sie sich nicht, indem Sie die Strukturen, die Ihnen missfallen, wortreich und plakativ beklagen. Das ist zu billig.
Falls Sie sich schon engagiert für das Reich Gottes einsetzen, dann danke ich Ihnen dafür und wünsche Ihnen dazu Gottes Segen. Aber bitte: Wertschätzen Sie doch auch das Engagement des Papstes, der Bischöfe und von einfachen Gläubigen. Es gibt sehr viel Gutes in der Kirche, das im Stillen geschieht. Davon leider ist in Ihrem Brief davon nichts zu lesen.
Zum Schluss noch eine Bemerkung: Bei aller Einforderung von Verletzlichkeit, finde ich es schade, dass Sie nicht ihren richtigen Namen nennen. Aus Angst vor Verletzlichkeit?
Max Aupeer