Schon lange denke ich darüber nach, ob es nicht eine tiefe spirituelle Prägung bedeutet, wenn in meiner – katholischen – Kirche das Frauenbild der Allein-Mutter durch das der zölibatär lebenden Nonne ( und früher noch das der Beginen) in ihrer ganzen Vielfalt und auch Macht-Fülle hochgehalten wird.
Ich glaube, dass hier Luther mit dem Bild der Frau allein als Mutter dem Feminismus einen Bärendienst erwiesen hat und die Vielfalt der weiblichen Lebensformen in der katholischen Kirche tatsächlich einen eigenen „progressiven“ Schub bewahrt hat. Vielleicht ist das Pfarrinnenamt in einigen evangelischen Landeskirchen auch der Versuch, ein Vakuum zu füllen, das durch den Abbruch der Frauentraditionen in den – oft machtvollen, von eigenen Gotteserfahrungen getragenen – Frauenorden entstand. Und ebenso ist es überlegenswert, ob nicht dieser Abbruch auch dazu führte, dass die evangelischen Frauenverbände länger brauchten als die katholischen, sich zu einem selbstbewussten eigenen Stand zu erheben, der auch die Engführung des Schöpfungsberichtes überwinden kann.
Gabriele Kraatz, Berlin