In einem Leserinbrief widerspricht Esther Gisler Fischer einer Aussage von Nathalie Eleyth, der Autorin des Beitrags Keine Gleichsetzung von Menschenhandel und Prostitution.
Sehr geehrte Damen und Herren
Es ist eine glatte Unterstellung der Autorin, dass Abolitionist*innen das Schlagwort „Menschenhandel“ in Verbindung mit Prostitution nutzen, „um eine gezielte Agenda gegen Sexarbeit zu betreiben und die Möglichkeit einer Realität der Prostitution ohne Menschenhandel zu negieren, respektive das Prostitutionsgewerbe in seiner Gesamtheit zu kriminalisieren.“ (Zitat)
Kulturwissenschaftlich ist erwiesen, dass Prostitution aus der Sklavenhaltung hervorgeht. Klar, hat jede Frau in der Prostitution ihre Würde, was noch lange nicht heisst, dass die Arbeit menschin-würdig ist! Der Lackmustest wäre wohl, wenn eine Frau ohne mit der Wimper zu zucken als Prostituierte ‚arbeiten‘ würde oder Stellen als ‚Sexarbeiterinnen‘ bei der Agentur für Arbeit im Portfolio vorhanden wären. Also doch wohl kein ‚Beruf‘ wie jeder andere?!
Weshalb also immer wieder das Bild der ‚glücklichen Huren‘ heraufbeschwören, welche „gerne in der Sexarbeit tätig sind, ihren Beruf als wertvolle Tätigkeit ansehen und persönlich empfundene Vorteile des Jobs benennen.“ (Zitat)
Patriarchale Strukturen können auch internalisiert werden. So einen Mechanismus habe ich als ehemalige römisch.-kath. Katholikin selbst erlebt: Wie lange hat es gedauert, bis ich mich innerlich freigestrampelt habe von dieser frauenverachtenden Institution!
In der Tat erachte ich „freiwillige Sexarbeit“ als einen Widerspruch in sich und als einer auf egalitäre Behandlung der Geschlchter ausgerichteten Gesellschaft für unwürdig. Es ist für mich, als ob viele Feministinnen hierzulande den Balken im eigenen aufgeklärten Auge nicht sehen. Es wird lieber über die sich prostituierenden Frauen, welche mehrheitlich aus dem Weltosten und -süden stammen geprochen, als darüber, was es für eine Gesellschaft heisst, dass mehrheitlich männliche Freier (der im Artikel gebrauchte Ausdruck ‚Freier*innen‘ ist euphemistisch) das ungeschriebene Recht in Anspruch nehmen, sexuelle Dienstleistungen sich durch Frauenkörper erbringen zu lassen.
Dem Fokus der ‚Freier‘ hat sich die letztjährige Kampagne der Frauenzentrale Zürich gewidmet: https://www.stopp-prostitution.ch/
Mit bestem Dank grüsst Sie freundlich
Esther Gisler Fischer
Pfrn. / lic.sc.rel., Dietlikon