365 Tage demonstrierten die Mütter und Väter der von der Boko Haram entführten Schülerinnen mit Transparenten: „Bring back our girls now!“
Am Jahrestag der Entführung im April 2015 trugen die Demonstrierenden rote T-Shirts und hatten den Mund mit rotem Klebeband zugeklebt – Schweigen als eine Form der Klage. Bericht SRF
Tania Oldenhage stellt in ihrem Buch „Neutestamentliche Passionsgeschichten nach der Shoah“ Jesu Worte zu den weinenden Frauen von Jerusalem (Lk 23,29) in ein neues Licht. Auf seinem Kreuzweg preist Jesus die kinderlosen Frauen selig. Oldenhage liest dies als Ausdruck der Klage über die unermessliche Gewalt an Frauen und Kindern bei der Zerstörung Jerusalems durch die römische Kolonialmacht. Nach der Shoah klingen bei Leserinnen und Lesern der Seligpreisung der Kinderlosen auch die Gewalterfahrungen jüdischer Frauen und Mütter in Konzentrationslagern an. Die Autorin bezieht emotionale Betroffenheit über Erfahrungen, die in literarischen Texten zur Shoah anklingen, in ihre wissenschaftliche Arbeit mit ein. Die den Texten eigene Multidirektionalität macht es möglich, Verbindungen zu ziehen zwischen den weinenden Frauen von Jerusalem und den Frauen von Auschwitz.
Ich stelle die Klage und das Schweigen der Mütter und Väter der Chibok-Girls von Nigeria mit in die lange Reihe dieser Erinnerungskultur: „#NeverToBeForgotten“!
Tanja Oldenhage: Neutestamentliche Passionsgeschichten nach der Shoa. Exegese als Teil der Erinnerungskultur (Judentum und Christentum 21), Stuttgart 2014