„Nimm, oh Herr, die Gaben, die wir bringen…“ – in nicht wenigen Kirchen wird am heutigen Gründonnerstag dieses Lied gesungen. Und nicht wenige Menschen sind dabei möglicherweise ebenso irritiert wie Christian Bauer, wenn der Text nicht mit „… sieh auf uns und segne Brot und Wein“ weitergeht, sondern mit der Zeile „… nimm uns selber an mit Brot und Wein“. Ein theologisches Vermissen.
Zwischen beiden Textvarianten liegen nicht nur in zeitlicher Hinsicht mehrere Jahrzehnte, sondern auch in theologischer Hinsicht ganze Welten[1]. Bereits die historischen Kontexte beider Liedtexte sind auf symmetrische Weise ungleich:
- Hier der anonyme, nachkonziliar irgendwie ‚von unten’ aufkommende und auf zahllosen Gottesdienstzetteln hektografierte Text ohne Jahresangabe und Autor:innennamen,
- dort der offizielle, postnachkonzliar ‚von oben’ beauftragte und in das „Gotteslob“ aufgenommene Text des Kölner Diözesanreferenten Raymund Weber aus dem Jahr 2009.
Unter der Ägide des ehemaligen Kölner Weih- und damaligen Würzburger Diözesanbischofs Friedhelm Hofmann war seit 2002 das neue „Gotteslob“ erarbeitet worden, das 2013 offiziell das nachkonziliare „Gotteslob“ von 1975 im Geist des Doppelpontifikats der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. (1978-2013) ablöste. Dessen „Roll back“ prägt zwar nicht das neue „Gotteslob“ als Ganzes, hat darin aber doch auch – wie in „Nimm, oh Herr“ – deutlich wahrnehmbare Spuren hinterlassen.
Der Preis für die Aufnahme des Liedes in das neue „Gotteslob“ (GL 188) war eine nahezu komplette theologische Umschreibung seines bisherigen „altliberalen“ Textinhalts (unter Verzicht auf alle nachfolgeorientierten, auf Jünger:innenschaft bezogenen Motive).
Die beinahe textgleiche erste Liedzeile („Herr“ wurde durch „Gott“ ausgetauscht) suggeriert zwar – wie in „Ein Haus voll Glorie schauet“ – eine gewisse theologische Kontinuität (positiv formuliert: sie stellt sie her), kann aber über die offenkundige Diskontinuität beider Texte nicht hinwegtäuschen.
Differenz idealtypisch zuspitzen
Alter und neuer Text verhalten sich zueinander wie Papst Franziskus und Papst Benedikt. Um die Differenz der sich dabei einschreibenden theologischen Denkformen – zugegebenermaßen etwas holzschnittartig – idealtypisch zuzuspitzen:
In der theologischen Hintergrundkonstellation beider Texte steht Nachfolgepathos gegen Seeleninnerlichkeit. Jesuanischer Lebensstil gegen individuellen Herzenswandel. Gemeinsame Mahlfeier der geteilten Jünger:innenschaft gegen persönliche Heiligung durch ein sakrales Opfer. Erinnerungsmahl als spirituell aufgehobenes Tempelopfer gegen Tempelopfer als kultisch umfunktionierte Mahlfeier.
Oder noch grundsätzlicher: Messianische Jesusnarrative gegen metaphysisches Christusbekenntnis, jesusbewegte Pastoral gegen christusfrommes Dogma[2].
Perspektivische Kontingenz
Diese theologischen Grunddifferenzen sind nicht ‚einfach so‘ gegeben. Sie hängen vielmehr an der perspektivischen Kontingenz der folgenden Textbeobachtungen, d. h. an der Relativität ihrer biografischen und kontextuellen Gebundenheit. Diese könnten daher, je nach theologischem Standpunkt, auch ganz anders ausfallen.
Zudem weist nicht jedes einzelne Textmotiv notwendigerweise in diese zweifache Deutungsperspektive – wohl aber ihr (kon)textueller Gesamtzusammenhang: Das Außen einer ganz bestimmten kirchen- und theologiepolitischen Situation schreibt sich in das Innen beider Liedinhalte ein.
Zusammengehalten werden sie durch Andrew Lloyd Webbers eingängige Melodie aus dem Musical „Jesus Christ Superstar“ (1970), die noch einen Hauch von Erinnerung an die alternativkulturelle Wiederentdeckung der Gestalt Jesu („Jesus ja, Kirche nein“) in der Popkultur nach 1968 bewahrt.
1. Älterer Text – nachfolgepastorales Jesusmahl
Der ältere Text tritt an Jesus mit der Bitte um einen Tischsegen wie im Jerusalemer Abendmahlsaal heran. Er allein ist der Hauptakteur des eucharistischen Mahles, klerikalistische Verengungen der „Repraesentatio Christi“[3] treten in den Hintergrund:
Nimm, O Herr, die Gaben, die wir bringen.
Sieh auf uns und segne Brot und Wein.
Das römisch-katholische Traditionsmotiv eines sazerdotalen Tempelopfers[4] wird hier zwar aufgegriffen, zugleich aber auch in eine gemeindliche Praxis hinein transformiert. Die Pointe der zweiten Zeile ist eben keine sakrifizielle Zentrierung des Opfers auf Gott („für dich allein“), sondern dessen spiritueller Ersatz durch die Mahlpraxis der versammelten Christ:innen („allein für dich“):
Was wir beten und was wir singen,
Soll allein für dich unsre Opfergabe sein.
Es folgt meine persönliche Lieblingsstelle: eine abenteuerliche, d. h. risikofreudige[5], zugleich aber auch verheißungsvolle[6] Bitte um den Mut zur Nachfolge. Diese hat nicht nur eine weisheitliche Sentenz[7] („Wer… wagt gewinnt“) zu bieten, sondern skizziert zugleich auch eine egalisierende Ekklesiologie der Jünger:innenschaft („uns alle“), bei der alle Getauften die Umkehr („deine Jünger werden“) noch vor sich haben:
Lass uns alle deine Jünger werden.
Wer sein Leben mit dir wagt gewinnt.
Im Modus österlicher Hoffnung („schenkst du uns Leben“) spielt das Liedende dann einen Lebensernst („wenn wir gestorben sind“) ein, der als existenzielle Nagelprobe aller Jünger:innenschaft im Horizont des Gründonnerstags (Stichwort: Getsemane[8]) paschatheologisch zu radikalisieren wäre:
Denn durch dieses Brot schenkst du uns Leben,
Selbst wenn wir in dieser Welt gestorben sind.
2. Neuer Text – glaubensdogmatisches Christusopfer
Die gesamte neue Textfassung durchzieht als roter Faden eine direkte Linie von Gott, dem trinitarisch rekonstruierten Vater (Strophe 1), Sohn (Strophe 2) und Hl. Geist (Strophe 3), hin zur Kirche (Strophe 4). Die erste Strophe eröffnet diesen theologischen Zusammenhang mit der Bitte um individuelle Annahme der Einzelnen („uns selber“) – gerichtet nicht an Jesus als den Hauptakteur eines Mahles, sondern an Gott als den Adressaten eines Opfers:
Nimm, oh Gott, die Gaben die wir bringen
Nimm uns selber an mit Brot und Wein.
Statt des gemeindlichen ‚Opferersatzes’ im älteren Text wird ein sazerdotal-sakrifizielles Weihemotiv („weihn“)[9] eingeführt:
Alles Mühen, Scheitern und Gelingen
wollen wir vertrauend dir, unserm Vater, weihn.
Die bis in den Tod hinein reichende Proexistenz Jesu wird dabei im Sinne einer eucharistischen „Hermeneutik der Kontinuität“[10] mit dem Traditionsmotiv („durch die Zeit bewahrt in Brot und Wein“) verbunden:
Jesus hat für uns sich hingegeben
durch die Zeit bewahrt in Brot und Wein.
Mit Blick auf eine persönlich-eucharistische Mitopferung („auch unser Leben“) wird diese klassische Opfertheologie durch Überschreibung der historischen Jesusgestalt mittels einer Vater-Sohn-Christologie trinitätstheologisch überhöht:
Nimm als Lob und Dank auch unser Leben
schließ uns in die Hingabe deines Sohnes ein.
Die eucharistische Annahme und Wandlung der gesamten Welt[11] wird auf die Innerlichkeit des eigenen Herzens reduziert – und auch mit einer Präsenz Jesu außerhalb der Kirchenmauern[12] wird nicht gerechnet:
Nimm uns an, sei du in unsrer Mitte,
wandle unser Herz wie Brot und Wein.
Die dritte Strophe verstärkt den Grundzug kollektiviert-subjektiver Innerlichkeit in Richtung persönlicher Heiligung („neu und ganz geheiligt“):
Sei uns nah und höre unsre Bitte,
neu und ganz geheiligt von deinem Geist zu sein.
Es folgt eine – auf traditonelle altkirchliche Motive zurückgreifende – Idealisierung kirchlicher Einheit im Horizont einer konzilstheologisch problematischen, eucharistisch geprägten Communio-Ekklesiologie[13]:
Wie die vielen Körner und die Trauben,
eins geworden nun durch Brot und Wein,
Christ:insein erscheint vor allem als das rechten Glauben an Christus („Orthodoxie“), weniger als die rechte Nachfolge Jesu („Orthopraxis“):
Lass uns alle, die wir an dich glauben,
eine Opfergabe als deine Kirche sein.
Beim Thema „Kirche als Opfergabe“ dürften die meisten Menschen von heute eher an den Missbrauch und seine Vertuschung (also an Menschen, die die Kirche geopfert hat) als an eine jesuanisch inspirierte kirchliche Opferbereitschaft (also an diakonische Selbstlosigkeit, welche die Kirche überhaupt erst zu einem Gott wohlgefälligen Opfer macht): Nicht an ein transitives Sich-Opfern, sondern an ein intransitives Andere-Opfern, nicht an ein gottgefälliges Selbstopfer („sacrificium“), sondern an ein menschenverachtendes Fremdopfer („victima“).
3. „Re-Messianisierung“ – eine christliche Notwendigkeit?
Die ältere Textfassung erweckt wohl nicht nur beim Autor dieser Zeilen Erinnerungen an die eigene Jugendzeit: an jesusbewegte Eucharistien auf dem Fußboden, im Stuhlkreis oder am Küchentisch. „Nimm, oh Herr, die Gaben…“ habe ich dabei immer gerne mitgesungen – nicht nur bei Jugendmessen, sondern auch am Gründonnerstag.
Verlust existenzieller Tiefgründigkeit
Und die neue Textfassung? Mein jugendlicher Reich-Gottes-Enthusiasmus der Nachfolge Jesu ist hier opfermetaphysisch kaltgestellt. Für mich spricht der fast komplett ausgetauschte Text des Liedes eine theologisch blutleere „Plastiksprache“[14], deren offensive (und spirituell oberflächliche) Rechtgläubigkeit durch einen Verlust von existenzieller Tiefgründigkeit[15] erkauft wurde.
Das wäre aus meiner Sicht gar nicht nötig gewesen, denn die offensichtlichen Schwächen des älteren Textes hätten sich verhältnismäßig einfach sanieren lassen. Mit ein wenig guten Willen hätte er sich durch wenige Eingriffe nicht nur kirchenamtlich ‚rechtgläubiger’, sondern auch spirituell anregender gestalten lassen.
Eucharistietheologische Schwächen wie die Segensbitte („segne Brot und Wein“) hätten sich problemlos in eine unbedenkliche Wandlungsbitte („wandle Brot und Wein“) umschreiben lassen. Oder sprachliche Schwächen wie die Wortwiederholung in der zweiten Strophe (2x „Leben“) durch einen einfachen Begriffsaustausch („… schenkst du uns Zukunft“). Und auch die Frage nach dem Annehmenden der Opfergabe mittels eines Austauschs der Anrede „dich“ (also: Jesus als Adressat des Liedes) durch den Opferadressaten Gott („soll allein für Gott unsere Opfergabe sein“) – unter Beibehaltung der ursprünglichen Jesusanrede „Herr“ in der ersten Strophe des Liedes.
Eintauchen in die Mysterien der Gottesherrschaft
Durch den älteren Text fühlte ich mich in das existenzielle Abenteuer der Jesusnachfolge hineingezogen. Er ermöglichte ein singendes Eintauchen in die „Mysterien der Gottesherrschaft“ (Mk 4,11) – bis hinein in die performative Erfahrung des Gründonnerstags.
Es ist wie mit der spirituellen „Zeitrutsche“ des Triduum paschale, die einen Sog vom Abendmahl bis zum Ostermorgen erzeugt, aus dem man am Ende verwandelt hervorgeht – eine Dynamik, die vom Einschub „das ist heute“ des Hochgebets am Gründonnerstag bis zum „Dies ist die Nacht“ im Exsultet am Ostersonntag reicht.
Durch ihr jesusnahes Nachfolgemotiv („Lass uns alle deine Jünger werden, wer sein Leben mit dir wagt, gewinnt“) ermöglichte die ältere Textfassung ein existenzielles Eintauchen in die „Mysterien des Lebens Jesu“[16], das alle Beteiligten – österlich verwandelt – auf den Straßen der eigenen Gegenwart wiederauftauchen lässt.
Sie erfahren im Singen, was christliche Zeitgenossenschaft heißt:
In der eigenen Gegenwart zu leben und zugleich Zeitgenossin bzw. „Zeitgenosse Christi“[17] zu sein. Diese doppelte Zeitgenoss:innenschaft mit Christus und der eigenen Gegenwart ermöglicht christliche Nachfolge Jesu auf den Wegen des 21. Jahrhunderts – ganz so, wie es der niederländische Gottespoet Huub Oosterhuis ausdrückt:
Du bist auch einer der Zwölf.
Deine Sprache, dein Herzschlag verrät dich
Du bist mit dem Herrn gegangen,
bist zweitausend Jahre alt.
Es braucht eine entsprechende „Re-Messianisierung“[18] der neuen Textfassung von „Nimm, oh Herr, die Gaben…“, welche die christologischen Formeln des Glaubens auch in diesem Kontext wieder nachfolgebezogen „zurückerzählt“[19] zu den messianischen Geschichten Jesu.
Das steht jedoch Joseph Ratzingers Kritik an einem christologisch vermeintlich flachen „Jesuanismus“[20] entgegen, der ihm zufolge eine fatale Tendenz zur „Regnozentrik“[21] aufweist – zum transzendenzvergessenen Horizontalismus einer Reich-Gottes-Zentrierung des christlichen Glaubens.
Nachfolge genügt
Dem gegenüber ermöglicht der ältere Liedtext eine reichgottesfrohe Ekklesiologie der Jünger:innenschaft, die alle sekundären Kirchendifferenzierungen (Haupt- und Ehrenamtliche, geweihte und nicht geweihte Amtlichkeit[22]) prioritätenklärend ins zweite Glied rückt: „Nachfolge genügt.“[23]
Papst Franziskus steht für eine entsprechende ignatianische Mystik der Nachfolge. Denn er ist nicht nur ein Jesuit, sondern auch ein „Jesuaner“[24], der die von ihm geleitete Institution vom gemeinsamen Weg („syn-odos“) der Nachfolge her als eine „synodal“[25] verfasste Societas Jesu versteht – als eine postklerikalistisch entgrenzte Weggefährt:innenschaft: Christ:innen sind wir schon, Jesuaner:innen müssen wir erst noch werden.
Jesusmystik
Das schließt ein gläubiges Wissen um den Negativitätsgehalt[26] auch der eigenen christlich-spirituellen Erfahrungskontexte mit ein:
„Jesus […] wird […] für unsere Zeit immer etwas Fremdes und Rätselhaftes behalten. Es ist der Leben-Jesu-Forschung merkwürdig ergangen. Sie zog aus, um den historischen Jesus zu finden […] und löste die Bande, mit denen er […] an den Felsen der Kirchenlehre gefesselt war, und freute sich, als wieder Leben und Bewegung in die Gestalt kam und sie den historischen Menschen Jesus auf sich zukommen sah. Aber er blieb nicht stehen, sondern ging an unserer Zeit vorüber und kehrte in die seinige zurück.“[27]
Der abwesende historische Jesus kann jedoch überall dort zum österlich anwesenden Christus werden, wo im Gehen seines Weges eine entsprechende „Jesusmystik“[28] der Nachfolge zum Tragen kommt:
„Im letzten Grunde ist unser Verhältnis zu Jesus mystischer Art. […] Als ein […] Namenloser kommt er zu uns, wie er am Gestade des Sees an jene Männer, die nicht wussten, wer er war, herantrat. Er sagt dasselbe Wort: Du aber folge mir nach! Und stellt uns vor die Aufgaben, die er in unserer Zeit lösen muss. […] Und denjenigen, welche ihm gehorchen, […] wird er sich offenbaren in dem, was sie in seiner Gemeinschaft an Frieden, Wirken, Kämpfen und Leiden erleben dürfen, und als ein unaussprechliches Geheimnis werden sie erfahren, wer er ist…“[29]
Vielleicht sollte man heute Abend wieder einmal die ältere Version von „Nimm, oh Herr, die Gaben…“ singen?
Christian Bauer ist Professor für Pastoraltheologie und Homiletik an der Universität Münster, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Pastoraltheologie, theologischer Blogger und Mitglied der Redaktion von Feinschwarz.net.
[1] Es gibt auch die differenzverschleifende ‚Evangelienharmonie’ einer sechsstrophigen Chorvariante: https://www.pfarren-zeillern-oed.at/wordpress/wp-content/uploads/2020/04/015-Nimm-o-Herr-die-Gaben-NEU.pdf [letzter Aufruf: 30. März 2023].
[2] Natürlich sind Nachfolge und Innerlichkeit, Lebensstil und Herzenswandel, geteilte Jünger:innenschaft und persönliche Heiligung, Mahlfeier und Tempelopfer, historischer Jesus und geglaubter Christus, Pastoral und Dogma in wechselseitig gleichstufiger Durchdringung miteinander verschränkt – die konstellative Frage nach der legitimen eigenen Option ist in diesem Zusammenhang, wo hierbei der jeweils eigene theologische Schwerpunkt liegt und was von dorther wie zum Thema gemacht wird (vgl. Christian Bauer: Optionen des Konzils. Umrisse einer konstellativen Hermeneutik des Zweiten Vatikanums, in: Zeitschrift für katholische Theologie 134 (2012), 141-162).
[3] Vgl. Christian Bauer: Repräsentanten Christi? Pastoraltheologische Dekonstruktion einer klerikalen Argumentationsfigur, in: Johanna Rahner, Margit Eckholt (Hg.): Christusrepräsentanz. Zur aktuellen Debatte um die Zulassung von Frauen zum priesterlichen Amt (QD 319), Freiburg/Br. 2021, 386-411.
[4] Martin Ebner: Braucht die katholische Kirche Priester? Eine Vergewisserung aus dem Neuen Testament, Würzburg 2022 sowie mit weiterführenden Differenzierungen zur Kultthematik Ders.: Das Priesteramt widerspricht dem Neuen Testament, in: Herder Korrespondenz (3/2023), 49-51. Es ist von wesentlicher Bedeutung, in diesem Zusammenhang die (auf früheste Anfänge zurückgehende) Ämterstruktur der Kirche an sich und ihre (historisch kontingente) konkrete sazerdotal-sakrifizielle Ausgestaltung unterscheidbar zu halten.
[5] Wolfgang Beck: Ohne Geländer. Pastoraltheologische Fundierungen einer risikofreudigen Ekklesiogenese, Ostfildern 2022.
[6] Im Hintergrund steht die jesuanische Verheißung „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.“ (Mk 8,35).
[7] Vgl. Martin Ebner: Jesus – ein Weisheitslehrer? Synoptische Weisheitslogien im Traditionsprozess, Freiburg/Br. 1998.
[8] Getsemane ist die christologische Schlüsselszene des gesamten Neuen Testaments: Vertraut Jesus seiner eigenen Botschaft von der anbrechenden Gottesherrschaft – oder ergreift er die Flucht? Am Ölberg ringen die beiden Willen Jesu, sein menschlicher und sein göttlicher, miteinander. Getsemane ist daher auch der biblische Schauplatz einer der spannendsten christologischen Debatten der Spätantike: des sogenannten Zwei-Willensstreits (vgl. Manuel Schlögl: Die Freiheit des Sohnes. Christologie und Schriftauslegung bei Maximus Confessor, Würzburg 2022, 235-332).
[9] M.-Dominique Chenu: Les laïcs et la ‚consécration’ du monde, in: Ders.: Peuple de Dieu dans le monde, Paris 1966, 69-96. Siehe dazu aus praktisch-theologischer Sicht auch Christian Bauer: Heiligkeit jenseits des Sakralen? St. Maria in Stuttgart – ein dritter Weg der Kirchennutzung, in: Liturgisches Jahrbuch 2022, 17-33.
[10] Papst Benedikt XVI.: Ansprache an das Kardinalskollegium und die Mitglieder der Römischen Kurie (22. Dezember 2005), zu finden auf: https://www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/speeches/2005/december/documents/hf_ben_xvi_spe_20051222_roman-curia.html [letzter Aufruf: 30. März 2023].
[11] Vgl. Pierre Teilhard de Chardin: La messe sur le monde, Paris 1965.
[12] Papst Franziskus spricht immer wieder davon, dass Jesus nicht nur von außen an die Kirchentüren klopfe, um hereinzukommen, sondern auch von innen, um hinauszugehen.
[13] Vgl. Christian Bauer: Vom Haben zum Sein? Partizipation in einer synodalen Kirche, in: Zeitschrift für Pastoraltheologie (2020), 37-57, hier: 42-44.
[14] Vgl. Uwe Pörksen: Plastikwörter. Die Sprache einer internationalen Diktatur, Stuttgart 1992.
[15] Zu einer anderen Einschätzung kommt der von mir hochgeschätzte Liturgiewissenschaftler Alexander Zerfaß, demzufolge der neue Text im Vergleich zum älteren „theologisch reichhaltiger“ (in: Ansgar Franz (Hg.): Die Lieder des Gotteslob. Geschichte – Liturgie – Kultur. Mit besonderer Berücksichtigung ausgewählter Lieder des Erzbistums Köln, Stuttgart 2017, 813) ist. Meinrad Walter findet den Text von 2009 „poetisch wie theologisch sehr geglückt“ („Ich lobe meinen Gott…“. 40 Gotteslob-Lieder vorgestellt und erschlossen, Freiburg/Br. 2015, 93).
[16] Vgl. Andreas Batlogg: Die Mysterien des Lebens Jesu bei Karl Rahner. Zugang zum Christusglauben, Innsbruck 2001.
[17] M.-Dominique Chenu: Une école de théologie. Le Saulchoir, Paris 1985 [Neuausgabe], 136.
[18] Jon Sobrino: Messias und Messianismus. Überlegungen aus El Salvador, in: Concilium 29 (1993), 78-85, 82.
[19] Mitschrift eines am 31. Oktober 2009 in Tübingen gehaltenen Vortrags von Johann B. Metz.
[20] Joseph Ratzinger: Dogma und Verkündigung, München 1973, 45.
[21] Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth. Erster Teil: Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung, Freiburg/Br. 2007, 83.
[22] Vgl. Christian Bauer: Laienpredigt als amtlicher Sprechakt. Archäologie einer ekklesiologischen Konzeptualisierung, in: Ders., Wilhelm Rees (Hg.): Laienpredigt – neue pastorale Chancen, Freiburg/Br. 2021, 186-219, hier: 201-207.
[23] Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland: Unsere Hoffnung. Ein Bekenntnis zum Glauben in dieser Zeit, in: Dies.: Offizielle Gesamtausgabe, Freiburg/Br. 1976, 85-111, 103.
[24] Hartmut Meesmann: Der Jesuaner. Papst Franziskus hat sein Anliegen deutlich gemacht: Er will eine andere Kirche – eine Kirche, die Wunden heilt und nicht richtet, zu finden auf: http: //www.publik-forum.de/Publik-Forum-18-2013/der-jesuaner/2 [letzter Aufruf: 13. März 2014].
[25] Vgl. Christian Bauer: Kirche als Societas Jesu. Mit Papst Franziskus auf die Spur der Nachfolge, in: Paul M. Zulehner, Tomas Halik (Hg.): Rückenwind für den Papst. Warum wir Pro Pope Francis sind, Darmstadt 2018, 120-127.
[26] Vgl. Hans-Josef Klauck: Gottesentzug. Jesus als fremder und gottverlassener Zeitgenosse, in: Pauly, Stephan (Hg.): Der ferne Gott in unserer Zeit, Stuttgart 1998, 99-110. Mit Blick auf die eigene Berufung zur Nachfolge geht es daher darum, „einen initialen Bruch wieder zu aktivieren, auf den sich die gesamte folgende Entwicklung stützt: sie ist Rückkehr in Sehnsucht“ (Michel de Certeau: L´espace du désir ou le ‘fondement’ des Exercises spirituels, in: Christus (1973), 118–128, 107f): „Einen Ort zu finden, mag der Ausgangspunkt einer geistlichen Erfahrung sein, aber es ist unmöglich, dort zu verharren.” (Ders.: L’Etranger, Paris 1969, 2).
[27] Albert Schweitzer: Die Geschichte der Leben-Jesu-Forschung, Tübingen 61951, 631f.
[28] Schweitzer: Die Geschichte der Leben-Jesu-Forschung, 641 (vgl. Christian Bauer: Was ist christliche Mystik? Eine theologische Spurensuche mit Karl Rahner, in: Michaela Quast-Neulinger, Ders., Margit Eckholt, Franz Gmainer-Pranzl (Hg.): Mit dem Herzen denken. Konturen einer leidenschaftlichen Theologie der Welt [FS Roman Siebenrock], Freiburg/Br. 2022, 253-266).
[29] Schweitzer: Die Geschichte der Leben-Jesu-Forschung, 641f (vgl. Christian Bauer: „Zurück nach Galiläa…“ Praktiken spätmoderner Nachfolge Christi auf den Spuren des Markusevangeliums, in: Joachim Kügler, Eric Onomo Souga, Stephanie Feder (Hg.): Bibel und Praxis. Beiträge des Internationalen Bibel-Symposiums 2009 in Bamberg, Münster 2011, 13-35.). Papst Franziskus angesichts dieses ‚Galiläa-Moments’ am Nullpunkt des je eigenen Berufungspfades: „Nach Galiläa zurückkehren bedeutet […], zu jenem glühenden Augenblick zurückzukehren, in dem die Gnade Gottes mich am Anfang meines Weges berührt hat. […] [Es gilt] […], die lebendige Erinnerung an diese Berufung im Herzen zu bewahren, als Jesus meinen Weg gekreuzt hat, mich barmherzig angeschaut und mich aufgefordert hat, ihm zu folgen […].“ (Predigt zur Osternacht am 19. April 2014, zu finden auf: http://w2.vatican.va/content/francesco/de/homilies/ 2014/documents/papa-francesco_201 40419_omelia-veglia-pasquale.html [letzter Zugriff: 4. Oktober 2021]).
Bildquelle: Ch. Bauer (Beitragsfoto: Aufnahme einer Illustration von Antonio Molina in Jaca Book: Kirchengeschichte in Bildern. Bd. 1: Die ersten Christen, Düsseldorf 1980; Bild im Text: Troubadour für Gott, Würzburg 1983).