Michael Markert (Aschaffenburg) mit einem Leserbrief über die Ohnmacht innerhalb der Kirche, in Reaktion auf den Beitrag von Peter Barzel, Gefangen im System der Heiligen Mutter Kirche, vom 25.2.2022.
Ich danke Herrn Barzel für seinen Artikel. Genau diese im Leserbrief beschriebene „Ohnmacht“, als Laie in der Kirche etwas verändern zu können, habe ich in den letzten Jahren immer wieder erlebt.
Es geht hauptsächlich um die Innensicht der Kirche.
Bei meinen kritischen Anfragen oder Äußerungen in Gremien wie beim Dekanantsrat wurden diese nicht ernst genommen oder unter den Tisch gekehrt. Ich habe die Erfahrung, dass auch viele Laien in der Kirche, die ehrenamtlich in „Amt und Würden“ sind, noch in einer alten vergangenen Welt leben, in der die Kirche immer noch heilig ist. Kritik daran und Erfahrungen aus dem richtigen Leben werden nicht ernstgenommen. Wenn ich von Gesprächen mit Menschen, die nicht der Kirche angehören oder die der Kirche jetzt zu Recht sehr kritisch gegenüberstehen, berichte, dann wird das zwar gehört, aber es bleibt folgenlos. Es geht hauptsächlich um die Innenansicht der Kirche.
Es gibt leider immer noch Pfarrer, die den Laien das Recht und die Fähigkeit absprechen, bei Entscheidungen beteiligt zu werden oder diese zu treffen. Es gibt leider Pfarrer, die glauben, alles selbst machen zu müssen und es dem Diakon noch nicht einmal gestatten, im Gottesdienst das Evangelium zu verlesen.
Aber solange sich an diesem Grundverständnis der Kirche von der Arbeit der Laien nichts ändert, solange wird keine Reform möglich sein.
Ich könnte noch viel mehr Beispiele aufführen. Aber solange sich an diesem Grundverständnis der Kirche von der Arbeit der Laien nichts ändert, solange wird keine Reform möglich sein. Dieses Verhalten der dafür verantwortlichen Priester hat zur Folge, dass sich Menschen nicht mehr engagieren wollen oder jede Kraft dafür verloren haben. Und das werden immer mehr.
Die Beschlüsse des synodalen Weges gehen zwar in die richtige Richtung, ich frage mich aber, ob diese überhaupt in Rom durchsetzbar sind, wenn ich mir anschaue, was gerade in Köln mit der vorgesehenen Rückkehr von Kardinal Woelki passiert. Hier habe nicht nur ich den Eindruck, dass die Verantwortlichen im Vatikan blind sind für die Realitäten in diesem Bistum und in Deutschland. Solche Entscheidungen führen dazu, dass die Kardinäle wie Ouellet und der Papst den Ast abschneiden, auf dem sie selbst sitzen und dass dadurch alle Reformbemühungen ad absurdum geführt werden.
Jesus hat nie eine Institution wie heute die Kirche verteidigt, im Gegenteil, er hat das Judentum mehrfach provoziert, zum Beispiel mit der Heilung am Sabbat und ist zu den Sündern gegangen, und dies nie um sie zu verurteilen, sondern um sie zur Umkehr zu bewegen und ihnen durch das Freisprechen von den Sünden einen neuen Anfang zu ermöglichen.
Es wird Zeit, dass die Kirche viele menschengemachte Gesetze über Bord wirft und sich endlich am Evangelium Jesu Christi in ihrem Handel und Urteilen orientiert, denn ansonsten sehe ich für die Zukunft der Kirche schwarz.
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Autor: Michael Markert, Aschaffenburg
Infos zur Person: Ich bin 1959 geboren, seit Ministrantenzeiten bis heute in der Kirche ehrenamtlich aktiv, und zwar war ich Kommunionhelfer, Pfarrgemeinderat, Mitglied des Dekanatsrates und in verschiedenen Gremien des Diözesanrates. Ich war Mitglied im Arbeitskreis Òbidos der Diözese Würzburg und durfte diese Diözese in Brasilien am Amazonas auch schon besuchen und dort eine andere Wertschätzung von Laien in der Kirche erleben.