Thomas Söding hat am 26. März auf die „Münsteraner Erklärung für eine mutige Kirche“ reagiert, in der die etwa 50 Unterzeichnenden das ZdK zur Ausladung des AfD-Politikers Volker Münz aufforderten. Söding benennt in seinem Leserbrief die Janusköpfigkeit der AfD, die ihren autoritären Gesellschaftsentwurf und ihre auf multiple Gruppen bezogenen Menschenfeindlichkeiten unter einer falschen Fassade verbirgt. Das ist die Gemeinsamkeit zwischen Söding und den Unterzeichnenden der Erklärung. Aber, so Söding: „Ausgrenzen hilft nicht“. Zu dieser Position kommt Söding auf der Grundlage eines ausgeprägten Vertrauens auf den „demokratischen Diskurs“. Über die falschen politischen Optionen der Partei müsse gesprochen werden – „wenn nicht auf dem Katholikentag, wo sonst?“
Zunächst zur Prämisse. Södings Vertrauen in den demokratischen Diskurs ist begrüßenswert, scheint mir angesichts der Partei AfD allerdings naiv. Kann man nicht in der Familie der Parteien der Neuen Rechten überall auf dem Globus beobachten, wie sie den demokratischen Diskurs nur benutzen, um ihn endlich abzuschaffen? Das entzieht dem gutmütigsten Vertrauen auf den demokratischen Diskurs seine diskursive Grundlage. Man muss sehen, dass man sich die Feinde der liberalen Demokratie an den Tisch holt, wenn man diese Partei einlädt. Diese Feindschaft zeigt sich in den unerträglichen nationalistischen, sexistischen, rassistischen Positionen der Partei. Eine Welt nur für Weiße. Ist das liberale Demokratie?
Nun zum Katholikentag. Söding hat Recht, wenn er sagt, über die Positionen der Partei müsse gesprochen werden. Und gestritten wird ja schon längst, neuerdings sogar im Parlament. Das muss man in einer Demokratie aushalten. Aber der Katholikentag kann sich doch nicht als neutraler öffentlicher Raum verstehen, in dem jede mögliche Meinung im Chor der Stimmen geäußert werden kann. Der Katholikentag ist nicht das Bundesverfassungsgericht. Es ist kein antidemokratischer Akt, die AfD auszuladen. Der Katholikentag ist zur Parität zwischen den Parteien nicht verpflichtet. Verpflichtet ist er als Versammlung von Christ*innen allerdings sehr wohl auf die Praxis der Nachfolge Jesu.
Aus einer Ausladung der AfD spräche keine „Angst vor der AfD“, sondern Mut zu einem Konflikt, den die Christ*innen nicht gesucht haben, aber dem sie auch nicht ausweichen, wenn er sich ihnen aufdrängt. Umgekehrt wird ein Schuh draus: wer die AfD einlädt, belohnt ihre menschenfeindlichen Agitationen – und gibt ihr dazu ohne Not neue Gelegenheit. Wenn es trotzdem bei dieser Entscheidung bleibt, muss, liebes ZdK, wenigstens ein anderes klares Zeichen her.
Jan Niklas Collet, Berlin/Köln
Zur Debatte: