Die Kolumne für die kommenden Tage 43
Vermummungsverbot, Kopftuchverbot, Verschleierungsverbot, Burkaverbot. Was haben wir uns in vage erinnerten Zeiten nicht echauffiert, was war nicht alles in Gefahr – und nun
MASKENPFLICHT!
Pflicht zum Mund-Nasen-Schutz, der andere schützt, damit Versammlungsverbot, Kontaktverbot, Besuchsverbot, Ausgangsbeschränkungen, Schließungen irgendwann aufgehoben werden können. Bayerische Bußgeldkataloge sprießen wie Pilze aus dem Boden, offensichtlich fließen Formulierungen und Sanktionen leicht aus der Feder und sind im Handumdrehen kommuniziert. Coronafix umgestellt vom Vermummungsverbot zur Vermummungspflicht unter empfindlicher Strafandrohung bei Nichtbefolgung.
Ließe sich dem Corona-Umstand nicht mit kreativem Widerstand begegnen? Ließe sich die strafbewehrte Pflicht nicht in karnevalistische Verkleidungslust umdeuten? Böte sich nicht die Möglichkeit zu fotografischen Entdeckungstouren, mit denen sich das allgegenwärtige Bild des Virus mit Augenzwinkern überdecken ließe?
Einen Tag lang hielt der Spaß. Jetzt bewege ich mich im Verschleierungsselbstversuch vorschriftsmäßig, regelgerecht, gehorsam in Bussen, Bahnen und Geschäften. Mein Fazit nach den ersten Tagen der Maskenpflicht:
MASKEN MACHEN MÜDE.
Die Maskerade macht keinen Spaß. Unter der Maske stirbt die Lust zu lachen, gefrieren Gesichtszüge im Schweiße des Angesichts, verliert sich Widerstand.
Birgit Hoyer, Leiterin des Bereichs Bildung im Erzbistum Berlin, Honorarprofessorin für Pastoraltheologie und Homiletik an der Phil.-Theol. Hochschule St. Georgen/ Frankfurt a.M., Mitglied der feinschwarz.net Redaktion.
Bild: Birgit Hoyer