Die revidierte Einheitsübersetzung der Bibel ruft Widerspruch hervor. Ist der Protest berechtigt? Eine kritische Relecture von Franz Kogler.
Nach einer 18-jährigen Erarbeitungsphase ist im Jahr 1979 die sogenannte Einheitsübersetzung der Bibel erschienen. Die jetzt notwendig gewordene Revision ging von den deutschsprachigen Bischofskonferenzen aus. Der bereits 2005 in einer Herausgebervereinbarung erteilte Auftrag an die Revisoren lautete: „Die Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift wird einer moderaten Revision unterzogen (keine Neuübersetzung).“ [1]
Die Revisionsvorlage wurde 2013 abgeschlossen; nach der gemeinsamen, einvernehmlichen Approbation durch die bischöflichen Herausgeber erfolgte die römische recognitio – und seit Dezember 2016 ist die revidierte Fassung im Buchhandel erhältlich. [2]
Die Bibel übersetzen? Eine hermeneutische Frage
Die Einheitsübersetzung war und ist ein „Kind des 2. Vatikanums“. Den hermeneutischen Rahmen hat Joachim Kügler in seinem Artikel Bibel und Bibelwissenschaft im Volk Gottes hinreichend deutlich entfaltet: Unter Berufung auf die Konzilskonstitution Dei Verbum zeigt er, dass nach Dei Verbum nicht das Lehramt allein, oder die Bibelwissenschaft allein, oder die Laien allein für die Bibel zuständig sind. [3] Vielmehr geht es um ein Aufeinander-Hören und eine gegenseitige Befruchtung, zu der alle den ihnen zugemessenen Anteil beizutragen haben. Dieser „Rahmen“ ist auch bei jeder kirchlichen Bibelübersetzung zu beachten, die ja nicht nur wissenschaftlich auf dem aktuellsten Stand sein soll. Dieses wechselseitige In- und Miteinander lässt sich so darstellen: [4]
Eine solche Übersetzung hat die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse stets im Blick auf das Volk Gottes und das Lehramt zu erwägen. Ebenso zu berücksichtigen sind auch die Erwartungen des Volkes Gottes oder des Lehramts. Dieses Ineinander gilt bereits für die Übersetzung – und nicht nur für die Auslegung. „Bibelwissenschaft, Laien und Lehramt bemühen sich in unterschiedlicher Weise … gemeinsam um das, was gelten soll, wobei der Part der Exegese eben die wissenschaftliche Klärung“ [5] ist. Folglich ist keine der je einzelnen Perspektiven unfehlbar oder exklusiv, sondern es ist immer auch auf die anderen zu hören. [6]
Anfragen und Kritik
Geschlechtersensible Sprache
An zahlreichen Stellen ist in der revidierten Einheitsübersetzung eine geschlechtersensible Sprache gewählt. In neutestamentlichen Textpassagen mit paränetischem Charakter lesen wir bei direkten Anreden über 90 Mal „Brüder und Schwestern“ (Röm 8,12; 1 Kor 14,26 usw.). Der Hintergrund: „Brüder“ als Anrede ist im Griechischen ein kollektiver Begriff, der eine Gruppe aus Männern oder aus Männern und Frauen bezeichnet. Mit „Brüder und Schwestern“ wird also der damals gemeinten Realität Rechnung getragen. An anderen Stellen hat man es ähnlich gemacht. [7]
Das hat bei manchen – außerhalb und innerhalb der Kirche – zum Vorwurf des ungerechtfertigten „Genderns“ geführt. [8] Aber: „Diese und ähnliche Korrekturen sind strenggenommen nichts anderes als eine dem Original entsprechende Übersetzung des Textes. … Insgesamt gesehen hat sich die Revision in dieser kontrovers diskutierten Frage klug entschieden. Es ist unfair … die Revision in den Strom einer völlig überzogenen ‚gendergerechten‘ Sprachbereinigung zu stellen.“ [9] Vielmehr wäre an zahlreichen weiteren Stellen eine geschlechtersensible Sprache wünschenswert gewesen, wenn man z.B. in 1 Kor 15,6 noch von „fünfhundert Brüdern“ liest oder in Apg 2,15 „Männer“ steht – erfreulich immerhin, dass zum so umstrittenen Text in 1 Kor 14,33b−36 jetzt noch eine Fußnote nachgetragen wurde.
Adam
Mancherorts wird behauptet, dass in der neuen Einheitsübersetzung „Adam“ nicht mehr aufscheinen würde, weil er aus genderspezifischen Überlegungen eliminiert und durch das genderneutrale „Mensch“ ersetzt worden wäre. Aber: Das hebräische Wort adam kommt weit über 500 Mal in der Bibel vor. Es leitet sich ab vom Wort adama (Erde/Erdboden) und meint Mensch/Menschheit/Erdling oder eben den Eigennamen Adam. Die Einheitsübersetzung von 1980 übersetzt adam auch fast immer mit Mensch und nur an 14 Stellen mit Adam.
Die neue Einheitsübersetzung unterscheidet nun noch genauer. Vor allem in der Erzählung vom Sündenfall heißt es nun dem hebräischen Text entsprechend Mensch, weil dort ein bestimmter Artikel vor adam steht. Wenn kein Artikel vor adam steht, übersetzt sie das Wort in Gen 4,25; 5,1.3.4.5; 1 Chr 1,1 weiterhin als Eigenname Adam. Adam ist also nicht aus der Bibel verschwunden.
Junia: Gab es wirklich eine Apostelin?
In der revidierten Einheitsübersetzung ist in Röm 16,7 von Andronikus und Junia, „die angesehene Apostel sind“, die Rede. Man will damit – so der Vorwurf – eine Apostelin erfinden.
Aber: In Römer 16,7 steht im Griechischen (im Akkusativ) Iounian. Das ist grammatikalisch eine weibliche Form und es gibt auch keinen einzigen Beleg für den Männernamen Junias. Erst in Übersetzungen wurde daraus ein Mann. Junia ist somit keine Erfindung der revidierten Einheitsübersetzung, sondern eine (sehr) späte Rückkehr zum ursprünglichen Text. [10]
Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch der geänderte Text in 1 Tim 3,11, wo jetzt Diakonissen im Blick sind, wenn es heißt „Ebenso müssen Frauen“ (bisher: die Frauen – also die Frauen der Diakone). [11]
Verzicht auf „Jahwe“ als Gottesnamen
Die Einheitsübersetzung hatte bisher den Eigennamen Gottes, der die hebräischen Konsonanten JHWH (das sogenannte Tetragramm) aufweist, ca. 150 Mal vokalisiert mit Jahwe wiedergegeben und über tausendmal durch Herr ersetzt. In der jüdischen Tradition gilt der Eigenname Gottes als heilig. Deshalb wurde und wird er nicht ausgesprochen, sondern man verwendet meist die ehrfurchtsvolle Anrede mein Herr. Die revidierte Einheitsübersetzung ersetzt den Namen Gottes durch das sprachliche Zeichen „HERR“. Die Schreibweise mit Kapitälchen unterscheidet den „HERRN“ deutlich sichtbar von allen menschlichen „Herren“, damit bewusst bleibt, dass es sich hier um ein Ersatzwort handelt. [12]
Gebete und geprägte Texte
Von allem Anfang an wollte man bei Gebeten und geprägten Texten möglichst wenig bzw. gar nicht eingreifen, um „die geistige Vertrautheit mit ihnen“ [13] nicht zu gefährden. Das ist bei manchen Hymnen und vor allem auch beim zweiten Teil des Magnifikats aus wissenschaftlicher Sicht durchaus schade [14], aber im Hinblick auf das Lehramt und auch auf das Volk Gottes zumindest ein Stück weit nachvollziehbar.
Wie schwer es fällt, sich von einem vertrauten Text zu verabschieden, zeigt z.B. Ps 23,3, wo es im revidierten Text heißt: „Meine Lebenskraft bringt er zurück. Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen.“ Bisher hieß es: „Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.“). [15]
Ökumene
Entgegen der ursprünglichen Planung wurde die Revision nicht in Kooperation mit der evangelischen Kirche durchgeführt, weil der Text auch in Rom offiziell anerkannt werden musste – und die evangelische Kirche ihrerseits im Blick auf das Lutherjubiläum an einer Überarbeitung der Lutherbibel arbeitete. Aber beim Revisionsprozess beider Übersetzungen wurde stets auch die jeweils andere Übersetzung beachtet.
„Einer wechselseitigen Anerkennung für ökumenische Gottesdienste steht nichts im Weg. Dem muss eine Selbstverpflichtung folgen, bei künftigen Bearbeitungen eine ökumenische Zusammenarbeit verbindlich vorzusehen.“ [16]
Bibeltexte im Gotteslob
Warum hat das (in Deutschland und Österreich verwendete) neue Gotteslob den alten Bibeltext? – Das ist ein mehr als berechtigter Vorwurf. Klarerweise gibt es eine Reihe von Gründen, aber der schale Geschmack bleibt. Es ist für religiöse „Normalverbraucher“ nicht nachvollziehbar, dass man sich bei der Herausgabe zweier so zentraler Bücher nicht besser abstimmen konnte. „So werden nun in der Liturgie zwei verschiedene Bibelübersetzungen verwendet, was der (römischen) Instruktion Liturgiam authenticam (Nr. 36) widerspricht.“[17]
Die große Frage: Zahlt sich der Wechsel aus?
In der Einheitsübersetzung 1980 wurde die Theorie der „dynamischen Übersetzungsäquivalente“ vertreten und die wörtliche Bedeutung oft durch das Gemeinte ersetzt. Jetzt tritt die ursprüngliche(re) Bedeutung wieder neu in den Blick, was zu vielen Texten einen besseren Zugang ermöglicht (man vergleiche z.B. nur Mk 13,34, wo es heißt: „Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten“; bisher: alle Verantwortung). [18]
Die Begeisterung für den revidierten Text hält sich (noch) in Grenzen. [19] Wer allerdings nur aus einem einzigen Blickwinkel (Universität, Alltag, Liturgie/Institution) auf den vorliegenden Text blickt, dem werden die Änderungen entweder zu wenig weit gehen – oder eben deutlich zu weit.
Wäre es da nicht besser, den Text jetzt einmal so anzunehmen, wie er ist, und allen Beteiligten zuzugestehen, dass sie sich redlich bemüht haben? Immerhin haben sich hier alle deutschsprachigen Bischofskonferenzen in Abstimmung mit Rom und im Hinhören auf das Volk Gottes auf der Basis der Vorarbeiten zahlreicher Fachspezialistinnen und -spezialisten für eben diesen Wortlaut entschieden. Soweit ich sehe, haben alle Beteiligten aufeinander gehört; gemäß der Vorgabe musste es eben eine moderate Bearbeitung sein. Dass im Einzelfall immer wieder auch noch bessere Varianten möglich wären, liegt wohl in der Natur der Sache. Aber: Abänderungen zu finden, die von den Exegeten her gewünscht sind, den Erwartungen des Lehramts entsprechen und von den Gläubigen akzeptiert werden, wird wohl auch für eine erneute Revision in einigen Jahrzehnten alles andere als einfach werden. [20]
Manche denken bei Übersetzungen grundsätzlich an das italienische Sprichwort „traduttore, traditore“ und meinen damit: „Der Übersetzer ist ein Verräter“. Vielleicht ist das aber im Hinblick auf die vorliegende Revision der Einheitsübersetzung wiederzugeben mit: „Die Revision verrät uns sehr viel (mehr) vom ursprünglichen Textsinn“.
Anmerkungen
[1] Joachim Wanke, Anliegen und Kriterien für die Revision der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift von 1979, HlD 70 (2016) 141–148, hier 141; ausführlich dazu ders. (Hg), Die Revision der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift 2005 – 2014. Eine Rechenschaft, Stuttgart 2017. Ein Überblick findet sich auch im Anhang jeder neuen Bibelausgabe (1447–1452) bzw. bei Thomas Söding, Die Bibel für alle. Kurze Einführung in die neue Einheitsübersetzung, Freiburg 2017 oder Katrin Brockmöller, Die neue Einheitsübersetzung entdecken, Stuttgart 2017.
[2] Jetzt ist der Text bequem auch auf www.bibleserver.com abrufbar oder steht kostenlos für Smartphones in den üblichen App-Stores zu Verfügung.
[3] https://www.feinschwarz.net/bibel-und-bibelwissenschaft-im-volk-gottes.
[4] Diese Grafik wurde auf der Basis der Arbeiten von Pablo Richard und Ralf Huning erstellt; vgl. dazu bes. Ralf Huning, Von der verbotenen Bibel zu neuen Räumen für das Wort Gottes, in BiKi 70 (2015) 64–70.
[5] https://www.feinschwarz.net/bibel-und-bibelwissenschaft-im-volk-gottes. Vielleicht etwas zu pointiert formuliert Bischof Joachim Wanke: „Die Bibel ist der Kirche anvertraut. Damit meinen wir nicht die römische Glaubenskongregation. Damit meinen wir das Volk Gottes in seiner geistlichen Buntheit und vielfältigen Gnadenbegabung.“
[6] Vgl. Ralf Huning, Von der verbotenen Bibel zu neuen Räumen für das Wort Gottes, in BiKi 70 (2015) 64–70, hier 69.
[7] In Gen 1,27 und Gal 3,28 steht nicht mehr das gewohnte „Mann und Frau“, sondern „männlich und weiblich“; Spr 3,13: „Selig der Mensch“ (bisher: Wohl dem Mann); auch durch viele neue Überschriften für einzelne Textpassagen werden Frauen sichtbarer (z.B. in Gen 18; 20; Ex 15,1; Rut 1–4 oder Mt 28); Mt 5,9.45: „Kinder Gottes“ (bisher: Söhne); Jud 3.17.20: „Geliebte“ (bisher: liebe Brüder).
[8] Vgl. den Vorwurf auf der Homepage des oö. Landesparteiobmanns der FPÖ, Manfred Haimbuchner. Die Diözese Linz hat am 27.11.2017 die Anschuldigungen als unhaltbar zurückgewiesen. Auch die Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks, Elisabeth Birnbaum, meldete sich mehrfach dazu zu Wort (einen Überblick über die häufigsten Vorwürfe und die wichtigsten Gegenargumente finden sich auf www.bibelwerk.at/home). Später sah sich auch der „Blick“ genötigt, die widerlegten Behauptungen erneut aufzuwärmen (vgl. dazu den Blog von Detlef Hecking: https://blog.zhkath.ch/wissen/angriff-auf-adam/). Schließlich wurden diese Verdächtigungen in der „Kronenzeitung“ in der Weihnachtsausgabe vom Wiener Rechtsanwalt Tassilo Wallentin wiederholt – Kardinal Christoph Schönborn hat in einer Presseaussendung vom 29.12.2017 und auch in einem in der Kronenzeitung abgedruckten Leserbrief damit aufgeräumt: „Mit der Bibel, dem Wort Gottes, soll man sorgfältig umgehen!“.
[9] Ludger Schwienhorst-Schönberger, Die revidierte Einheitsübersetzung, in: GuL 90 (2017) 157–166.
[10] Vgl. ausführlich Katrin Brockmöller, Die neue Einheitsübersetzung entdecken, Stuttgart 2017, 35–36 mit einer Stellungnahme von Michael Theobald zum Apostel-Begriff.
[11] Die neue Lutherübersetzung hat hier immer noch die Frauen der Diakone im Blick.
[12] Das Problem, dass damit ein Name durch einen Titel – „HERR“ – ersetzt wird, bleibt. Und es stellen sich mehrere Fragen: Wenn „HERR“ nur ein Ersatzwort für den Gottesnamen ist, kann man (vor allem in der persönlichen – oder vielleicht doch auch in der gottesdienstlichen – Lektüre) als Ersatz dann nicht auch „Ich bin“ (vgl. Ex 3,14) oder „Gott“ lesen? Warum finden sich bei den deuterokanonischen Büchern und vor allem bei Zitaten im Neuen Testament keine Kapitälchen? Können wir in unserer Bibel auf Dauer auf „Jahwe“ als Namen Gottes „verzichten“? Mehr dazu in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Bibel heute“ Nr. 213 zum Thema „Wie heißt Gott?“. Bestellbar beim Katholischen Bibelwerk e.V. Stuttgart unter info@bibelwerk.de
[13] Vgl. dazu Michael Theobald, Die revidierte Einheitsübersetzung. Chancen und Impulse für die Pastoral, in: Lebendiges Zeugnis 71 (2017) 107–114, hier 107.
[14] Vgl. z.B. die Kritik von Paul Wess, Du bist der Heilige Gottes, in: Die Furche, Nr. 8 vom 23. Februar 2017 (ebenso Nr. 5 vom 2. Februar 2017). Warum diese Kritik aber in einer Wochenzeitung gestreut wurde und nicht sachlich in wissenschaftlichen Fachpublikationen geführt wurde, bleibt mir ein Rätsel. Eine wörtlichere Übersetzung und eine noch bessere Abstimmung der parallelen Perikopen wäre vor allem bei mehreren Texten der Synoptikern wünschenswert gewesen.
[15] Man stelle sich nur vor, es wäre – wie einmal angekündigt war – in Jes 7,14 im Haupttext dem hebräischen Text folgend von „Jungfrau“ in „junge Frau“ abgeändert worden. All jene, die das laut fordern, übersehen hier m.E. einerseits die Hinweise in der Fußnote und dann auch das geänderte Tempus (das hier und an vielen anderen Stellen den Eigenwert des Alten Testaments deutlich signalisiert); vgl. zu den Änderungen bei Jes 7,14 Michael Theobald, Die revidierte Einheitsübersetzung. Chancen und Impulse für die Pastoral, in: Lebendiges Zeugnis 71 (2017) 107–114, hier 112–113.
[16] Christian Frevel – Thomas Söding, Nicht mehr mit Rache, in: CiG 69 (2017); jetzt auch https://www.herder.de/cig/zeitgeschehen/2017/01-06-2017/revidierte-einheitsuebersetzung-nicht-mehr-mit-rache/.
[17] Ludger Schwienhorst-Schönberger, Die revidierte Einheitsübersetzung, in: GuL 90 (2017) 157–166.
[18] Aus der Fülle der Veränderungen greife ich nur einige markante heraus: 1 Sam 16,12: „David war rötlich“ (nicht blond, was germanisierende Daviddarstellungen korrigieren dürfte); Gen 4,3.4.5: „Gabe“ (bisher: Opfer); Gen 18,12: „Liebeslust“ (bisher: das Glück der Liebe); Ex 20,4; Dtn 4,16–25: „Kultbild“ (bisher: Gottesbild); Lev 1,4; 4,20.31.35 u.ö.: „Versöhnung erwirkt“ (bisher: Entsühnung; leider aber nicht geändert in Lev 5,18; Num 6,14; Röm 3,25); Ps 22,22: „Du hast mir Antwort gegeben“ eingefügt; Koh 2,8: „Brüste und nochmals Brüste“ (bisher: einen großen Harem; Luther 2017: allerlei Saitenspiel); Mi 6,14: „dein Kot bleibt in dir“ (statt: Schwindel wird dich befallen): Jes 1,24: „Genugtuung“ (statt Vergeltung); Jer 5,9.29; 9,8: „heimsuchen“ (statt Vergeltung üben; aber leider Hebr 10,30); Jes 55,6: „Sucht den Herrn, er lässt sich finden!“ (bisher als Bedingung formuliert); Mt 14,2 (vgl. 17,9.23): „auferweckt worden“ (bisher: auferstanden); anderes Juden- und Judasbild in Mt 26,21; Mk 14,18; Lk 22,21: Judas hat Jesus „ausgeliefert“ (nicht wie bisher verraten und ausgeliefert; vgl auch die zahlreichen Änderungen in Röm 9–11); Mt 28,19: „geht und macht alle Völker“ (statt: geht zu allen Völkern und macht alle Menschen); Mt 28,20: „ich bin mit euch“ (statt: bei euch); Mk 8,33: „Tritt hinter mich, du Satan! (statt: Weg mit dir, Satan); Lk 1,42: „Gesegnet bist du unter den Frauen“ (statt: mehr als alle anderen Frauen): Lk 4,34: „He, du, was haben wir mit dir zu tun?“ (direkte Anrede, statt: Was haben wir mit dir zu tun?): Lk 10,42: „den guten Teil“ (nicht: das Bessere); Lk 13,11: „sie (die Frau) war ganz verkrümmt (statt: ihr Rücken); Lk 19,2–3: „Zachäus … suchte Jesus, um zu sehen“ (statt: Er wollte gern sehen); Joh 9,11: der Blindgeborene „konnte sehen“ (nicht: wieder sehen); 1 Kor 7,21: „aber wenn du (als Sklave) frei werden kannst, mach lieber Gebrauch davon“ (bisher: lebe als Sklave weiter). Weitere Beispiele finden sich z.B. in Katrin Brockmöller (Hg), Was ist neu an der neuen Einheitsübersetzung?, Stuttgart 2017.
[19] Bei Aus- und Fortbildungsveranstaltungen beobachte ich, wie wenige bisher in ihrer persönlichen Lektüre auf die Neuausgabe umgestiegen sind. Gleichzeitig sehe ich, dass die allermeisten Bibelinteressierten durchaus gerne wechseln, sobald sie ein paar zentrale Abänderungen selbst nachgeschlagen oder entdeckt haben.
[20] Vgl. Peter Trummer, Nimm und lies!, https://www.dioezese-linz.at/site/bibelwerk/home/news/article/59935.html. „Auch wenn es einmal die beste Übersetzung aller Zeiten gäbe, wir dürften nie vergessen: Es ist der Geist, der lebendig macht, nicht die Buchstaben, und seien es goldene Lettern.“
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Dr. Franz Kogler leitet das Bibelwerk Linz, www.bibelwerklinz.at
Bild: Elisabeth Patzal / pixelio.de