Mit dem heutigen Fest „Mariä Lichtmess“ beenden wir die Rubrik „x:bar – im langen Advent“, auch wenn dem Warten noch kein Ende gesetzt ist. Aber vielleicht ein Licht.
Seit einem Jahr wütet Corona in der Welt, seit November 2020 überrollt uns die zweite Welle, werden Mutationen entdeckt, befinden wir uns im Lockdown – light, hart, verschärft, …
Seit 16. November wollten wir mit wunder:baren Geschichten und Gedichten, tröst:baren Texten Momente kleiner Offenbarungen, Hoffnungsschimmer in die pandemische Unberechen:barkeit des Alltags setzen.
Was ist aus uns geworden in diesem langen Warten? Worauf warten wir? Wie fühlt sich diese Zeit an? Exerzitien? Einüben in Leben ohne Plan? In Gottvertrauen? Was ist geworden aus dem Erschrecken, aus dem Staunen, was alles möglich ist? Was wird?
In diesem Leben ins Offene haben wir festgestellt, dass wir – nicht nur in den vielen Videokonferenzen – immer wieder auf unsere Bücherregale und die vielen gelesenen und ungesehenen Schätze schauen. Wann, wenn nicht jetzt, gilt es, sie zu lesen, wiederzulesen, ob sie Einüben ins Offene, in Gottvertrauen, Wegmarken enthalten für das Weitergehen.
Wir schauen auf Bücherregale und ihre Schätze.
Schätze finden sich auch in der Tradition der Kirche, Wegmarken aus lang vergangener Zeit, manchmal für das Weitere. „Lichtmess“ zum Beispiel. Eines der ältesten Feste der christlichen Kirche, so Christoph Arens (KNA) im Domradio am Neujahrstag 2021: „Seit Anfang des 5. Jahrhunderts wurde es in Jerusalem am 40. Tag nach der Geburt Jesu gefeiert. In Rom führte die Kirche den Feiertag um das Jahr 650 ein. Mit dem 2. Februar verbinden sich viele unterschiedliche Glaubensaussagen, viele Volksbräuche und auch Bauernregeln. Seit dem 11. Jahrhundert kam der Brauch der Kerzensegnung und der Lichterprozessionen auf. […]
Auch in anderer Hinsicht war der 2. Februar in früheren Zeiten von größter Bedeutung. An Lichtmess erhielten die Dienstboten den Jahreslohn in Geld und Naturalien; sie konnten sich bei ihrem Dienstherrn neu verpflichten oder den Arbeitgeber wechseln. Die Zeit bis Agatha (5. Februar) war eine Art von vertraglich gesichertem Nichtstun, das man die „Schlenklweil“ nannte.
Zugleich begann um Lichtmess die Vorbereitung auf die neue Feldarbeit. Die Wetterregeln handeln von der Vorfreude auf das Frühjahr: ‚Wenn es an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.‘ Hoffnung auf den Frühling macht auch, dass die Tage nun deutlich länger hell bleiben. Eine anschauliche Regel beschreibt, wie die Tage nach der Wintersonnwende am 22. Dezember länger werden: ‚Weihnachten um ein‘ Mückenschritt, Silvester um ein‘ Hahnentritt, Dreikönig um ein‘ Hirschensprung und Lichtmess um ein‘ ganze Stund.‘ Der Volksmund schlägt mitunter gar einen Bogen vom Martinstag am 11. November zu „Lichtmess“: ‚Martin zünd‘ Licht an; Maria bläst’s wieder aus.'“
Lichtmess – Lichtweihe über Unerwartetes
Seit 1997 ist der 2. Februar der „Tag des geweihten Lebens“. Eine Lichtweihe für unsere Leben, ein Kerzensegen über all das Unerwartete?
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Text: Birgit Hoyer. Sie ist Mitglied der Redaktion von feinschwarz.net und hat zusammen mit Michael Schüßler die temporäre Rubrik x:bar im langen Advent entwickelt und verantwortet.
Bild: Birgit Hoyer